Gestaltungselement Diversity@Lehre

Warum ist Diversitätskompetenz in der Hochschullehre wichtig?

Gute Hochschullehre befähigt alle Studierenden dazu, Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen zu erwerben. Sie trägt somit zum Abbau von ungleichen Bildungs- und Aufstiegschancen bei.

Oft ist es sogar leichter als gedacht, den unterschiedlichen Studierenden in ihrer Diversität gerecht zu werden. Trotzdem erfordert das Vorhaben, die eigene Lehre diversitätssensibel zu gestalten, einen spezifischen Blick auf die eigene Lehrpraxis und Anstrengungen, die eigene Lehre ggf. anzupassen.

Dieses Tool soll Sie dabei unterstützen, Ihre Diversitätskompetenz in der Lehre einzuschätzen. Es soll Sie bei der Reflexion Ihrer Lehrpraxis im Hinblick auf Diversitäts-Aspekte begleiten und zur Weiterarbeit anregen.

 

Was bedeutet Diversitätskompetenz?

Diversitätskompetenz beinhaltet verschiedene Ebenen.

Am Anfang steht Ihre Selbstreflexion: Was verstehen Sie unter Diversität? Was wissen Sie über Diversität? Welche Rolle nehmen Sie als Lehrperson ein? Wo beeinflussen Vorurteile und Stereotype Ihre Wahrnehmung? Wo haben Sie möglicherweise „blinde Flecken“?

Sie können Ihre Diversitätskompetenz durch Wissen über Diversität erweitern – sowohl fachbezogen als auch bezogen auf die Gesellschaft, in der wir leben. Zur Erweiterung der Diversitätskompetenz gehört auch eine Erweiterung Ihres Methodenrepertoires, um Lehr-Lern-Methoden immer besser auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Studierendenschaft anpassen zu können. Sie sehen: Diversitätskompetenz ist kein Zustand, sondern ein (Lern-)Prozess.

Das zugrundeliegende Diversitätsverständnis lässt sich gut mit der Definition von R. Roosevelt Thomas auf den Punkt bringen. Diversität bezieht sich demnach auf jegliche Mischung von Eigenschaften, die sich durch Unterschiede und Ähnlichkeiten auszeichnen: „Diversity refers to any mixture of items characterized by differences and similarities“ (Thomas 1996). Diversität beinhaltet also alle individuellen Unterschiede ebenso wie alle vorhandenen Gemeinsamkeiten (vgl. Spelsberg 2013). Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten für Ihre Lehre relevant sind, ist nicht immer von vornherein gegeben. Zu Diversitätskompetenz gehört es, hiermit einen Umgang zu finden. Ziel ist es, einen anerkennenden und gleichberechtigten Umgang mit den Menschen in Ihrer Lehrveranstaltung zu erreichen.

Schließlich kann es hilfreich sein, sich den Lehrraum als eine „reduzierte Spiegelung der Gesellschaft“ (Czollek/Perko 2008: 41) vorzustellen: Gesellschaftlich vorhandene Diversitäten finden sich, ebenso wie gesellschaftlich vorhandene Vorurteile und Stereotype, auch in Ihrer Lehrveranstaltung. Wie Sie als Lehrperson damit umgehen, hat Auswirkungen auf die individuelle Befähigung der Studierenden zum Lernerfolg. Zugleich hat dies auch Vorbildwirkung auf die Studierenden und damit unter anderem auf die künftigen Fach- und Führungskräfte.

In diesem Selbsteinschätzungstest geht es explizit um Sie als Lehrperson und um Dinge, die Sie im Rahmen Ihrer Lehrveranstaltung prinzipiell beeinflussen können. Das Studienerleben wird auch von vielen Aspekten auf der strukturellen Ebene beeinflusst, die eher auf dieser Ebene zu lösen sind (z. B. Seminarzeiten, Familienfreundlichkeit der Organisation, bauliche Barrierefreiheit, Studienordnungen). Auch die kulturelle/gesellschaftliche Ebene (gesellschaftliche Werte, Normen und Rituale, aber auch das Wissen, das auf dem Weg zur Hochschulzugangsberechtigung vermittelt wird) weist weit über Ihren Lehrveranstaltungsraum hinaus. Jedoch haben diese Ebenen ebenfalls einen Einfluss darauf, wie Studierende ihre Zeit an der Universität erleben und welche Studienerfolgschancen sie haben. Sie können diese Rahmenbedingungen als einzelne Lehrperson nur bedingt beeinflussen. Je bewusster Ihnen diese sind, desto besser können Sie allerdings auf die Studierenden eingehen.

Wir laden Sie zu einer Momentaufnahme Ihrer Diversitätskompetenz ein und wünschen Ihnen die eine oder andere neue Erkenntnis! Fühlen Sie sich bereit?

Zitierte Literatur:

Czollek, Leah Carola/Perko, Gudrun (2008): Eine Formel bleibt eine Formel ... Gender- und diversitygerechte Didaktik an Hochschulen: ein intersektionaler Ansatz. In: Alker, Ulrike/Weilenmann, Ursula (Hg.): Schriftenreihe Gender Mainstreaming und Diversity Management, Band 1, Wien

Spelsberg, Karoline (2013): Diversität: Versuch einer Begriffsbestimmung als Grundlagefür eine diversitätsorientierte Hochschuldidaktik. In: M. Barnat et al. (Hg.): Junge Hochschul- und Mediendidaktik. Forschung und Praxis im Dialog. Hamburg: Universität Hamburg, Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung, S. 51-58 

Thomas, R. Roosevelt (1996): Redefining diversity. American Management Association, New York.