Sommersemester 2021

TU Dresden

Institut für Soziologie

 

Proseminar

Norbert Elias. Ein ›undisziplinierter‹ Klassiker und Mythenjäger

Frau Anne-Kathrin Hoklas

 

Zeit: Montag, 5. DS

Beginn: ab dem 12.04.2021

 

Für die wöchentliche Sprechstunde donnerstags von 13:45-15:15 Uhr können Sie sich hier anmelden.

 

Kurzbeschreibung

Norbert Elias (1897-1990) gilt heute als einer der herausragenden Soziologen des 20. Jahrhunderts. Das war nicht immer so: Lange war Elias ein Außenseiter, denn er scherte sich wenig um den Anschluss an bestimmte Theorietraditionen und soziologische Lager. In seinem Werk entwickelte er eine umfassende Perspektive auf den Menschen, die etablierte Fächergrenzen überschreitet. Elias‘ Ziel war die Neubegründung der Soziologie als interdisziplinäre ›Menschenwissenschaft‹, die Perspektiven der Soziologie, Psychologie, Biologie, Anthropologie, Geschichtswissenschaft, Ethnologie u.a. zusammenführt. Die Soziologie hat aus seiner Sicht die Aufgabe, die Sozialmythen, also die Selbstverständlichkeiten des sozialen Lebens menschlicher Gruppen und Gesellschaften, zu entlarven und das historische Gewordensein aller sozialen Phänomene aufzudecken. Elias‘ Anliegen, Menschen für die langfristigen gesellschaftliche Prozesse und Beziehungsgeflechte zu sensibilisieren, in die sie eingebunden sind, zieht sich durch alle seine Arbeiten.

Das Proseminar gibt einen Einblick in das thematisch umfangreiche Werk von Norbert Elias. Nach einer Einführung in die Grundzüge seines Denkens ist der erste Teil seiner zweibändigen Schrift Über den Prozeß der Zivilisation (zuerst 1939) gewidmet. In diesem vielrezipierten und -diskutierten Werk untersucht Elias die langfristigen Wandlungen von Affekt- und Kontrollstrukturen von Menschen, mit dem Ziel eine Entwicklung hin zu einer höheren Zivilisierung offen zu legen. Anschließend werden wir uns mit der Studie Etablierte und Außenseiter (1965) befassen, in der Elias anhand von Nachbarschaftsbeziehungen innerhalb einer englischen Vorstadt eine Theorie langfristiger Prozesse soziokultureller Ungleichheit entwickelt, mit der sich auch gegenwärtige kulturelle Konflikte und Ausgrenzungsprozesse analysieren lassen. Darüber hinaus werden wir im Seminar Auszüge aus seinen in der Rezeption bislang weniger im Vordergrund stehenden Schriften zur Zeit, zum Raum und zum Sport lesen.

Zur Einstimmung empfohlen: 

https://www.soziopolis.de/klassiker-und-aussenseiter.html

Aufgrund der anhaltenden Pandemiesituation wird das Seminar in digitaler Form via Zoom stattfinden (synchron montags 14:50-16:20 Uhr). Der Link ist im Dokument »Virtueller Raum« sowie im Seminarplan (im Ordner »Texte«) veröffentlicht. Sollte es im Verlauf des Semesters Möglichkeiten geben, risikoarm in einen hybriden Modus überzugehen, wird dies im Seminar gemeinsam entschieden.