Sommersemester 2021

TU Dresden

Institut für Soziologie

 

Seminar

Vignettenbefragung

Dr. Robert Neumann

 

Zeit: Montag 4.DS 13 - 14.50 Uhr 

Beginn: ab dem 12.04.2021

Raum: Anfangs virtuell (Zoom),  im Verlauf des Semesters im FAL 236

 

Kurzbeschreibung

Das Seminar führt neben den grundlegenden Strategien zur Planung und Gestaltung von schriftlichen Befragungen insbesondere in die Technik der Vignettenbefragung ein (auch oft Faktorieller Survey genannt). Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit den Grundlagen dieser experimentellen Befragungstechnik wird im Zuge des Seminars die praktische Umsetzung bzw. Auswertung einer Vignettenstudie angestrebt. Anhand der erhobenen Daten werden die zuvor abgeleiteten Forschungsfragen bzw. Hypothesen geprüft.

Vignettenbefragungen unterscheiden sich von gängigen standardisierten Befragungstechniken, indem den Zielpersonen der Stichprobe variierende Beschreibungen der sozialen Realität vorgelegt werden, die durch die Zielpersonen anschließend bewertet werden müssen. Kernidee ist es dabei, dass sich die Beschreibung von Vignette zu Vignette und/oder von Befragten zu Befragten auf der Grundlage eines vorab entworfenen Vignettendesigns unterscheidet. Vielmehr liegt es in der Hand des Forschenden, im Sinne des Setzens einer experimentellen Intervention die variierenden Inhalten einer Vignette gezielt und kontrolliert einzusetzen und sie den Zielpersonen entweder zufällig oder nach einer speziellen Systematik zuzuordnen. Die Technik der Vignettenbefragung vereint somit die Vorteile experimenteller Methoden empirische Sozialforschung (u.a. Kontrollierbarkeit des Stimulus, randomisierte Einteilung der Zielpersonen in Kontroll- und Experimentalgruppe) mit den Vorteilen Survey-basierter Erhebungen (große Stichprobenzahl, geringe Kosten).

Themenbereiche, in denen Vignettenbefragungen bereits zum Einsatz gekommen sind, umfassen u.a. die Analyse von Lohn- und Einkommensgerechtigkeit, die Analyse der Umzugsbereitschaft von Paaren, von Einstellungen zu Asylbewerbern, zur Messung von sozialen Normen, von Zahlungsbereitschaften für öffentliche Güter, von nachhaltigen Konsumentscheidungen oder auch von Determinanten von Drogenkonsum oder Cognitive Enhancement. Inhaltlich setzt sich das Seminar das Ziel, die aktuellen Diskurse um Privatheit, Datenschutz und dem sogenannten Privacy Paradox. Das Paradoxon thematisiert den Zwiespalt zwischen individuellen Einstellungen zum Schutz privater Informationen und dem tatsächlichen Verhalten. Dabei soll die Bedeutung von sozialen Normen in den Vordergrund gestellt werden, wie dieses Phänomen erklärt werden kann. Es bietet sich aus gegebenen Anlass an, den thematischen Bezug auf die Nutzung von Corona-Apps herzustellen (z.B. Beweggründe für oder gegen die Verwendung der LUCA-App). Die zu erstellenden Projektarbeiten werden sich auf der Basis der gewonnen Daten mit einer zuvor entwickelten Forschungsfrage auseinandersetzen.