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Grundfragen und Grundbegriffe des Wirtschaftens

Betriebswirtschaftslehre (BWL) als Wissenschaft ist die Lehre des Wirtschaftens in Betrieben.Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Erkenntnisziel: Die Betriebswirtschaftslehre als Realwissenschaft oder empirische Wissenschaft betrachtet die Interaktionen einzelner Personen oder Institutionen innerhalb der Volkswirtschaft. Sie betrachtet die Einzelwirtschaften in der Gesamtheit.

Die drei Elemente Betrieb, Wirtschaften und Lehre:

Betriebe sind spezielle Wirtschaftseinheiten innerhalb der Gesamtwirtschaft, die Güter für fremden Bedarf produzieren. Sie sind Erkenntnisobjekt der BWL.

Wirtschaften als zentraler Begriff beinhaltet die Disposition über knappe Güter. Es gilt zu entscheiden, welchen Bedürfnissen welche Mittel zugewiesen werden. Es ist ein zielgerichtetes Handeln, d. h. die Lösung von Entscheidungsproblemen.

Lehre ist die Wissenschaft. Die Betriebswirtschaft ist eine selbstständige wirtschaftswissenschaftliche Disziplin.

Die Grundlagen des Wirtschaftens:

Der Mensch braucht Güter, um existieren und ein menschenwürdiges Dasein führen zu können. Mit der Produktion und Bereitstellung von Gütern dient die Wirtschaft also dem Menschen.

Ursache des Wirtschaftens sind die Wünsche des Menschen nach Gütern, ihre Bedürfnisse.

Notwendigkeit des Wirtschaftens:

Praktisch unbegrenzte menschliche Bedürfnisse treffen auf von Natur aus knappen zur Bedürfnisbefriedigung geeigneter Mittel.

Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen Bedarf und Deckungsmöglichkeit, was die Menschen zum Wirtschaften zwingt. D. h. Entscheidungen darüber zu treffen, was sie mit begrenzten Mitteln konsumieren; die Betriebe auf der anderen Seite, was sie mit begrenzten Mitteln produzieren sollen.

Abbildung 1: Spannungsverhältnis zwischen Bedarf und Deckungsmöglichkeit

Bedürfnisse und Bedarf

Der Mensch hat Bedürfnisse. Man kann die Bedürfnisse auch als Mangelzustände bezeichnen, die beseitigt werden sollen. Bedürfnisse sind unterschiedlich, wandelbar, abhängig von Bedingungen, unterschiedliche dringlich, aber letztendlich unbegrenzt.

Man kann die Bedürfnisse folgendermaßen einteilen:

Bedürfnis

Beispiele

Existenzbedürfnisse (existentielle Bedürfnisse) /Grundbedürfnisse à Erhaltung des Lebens

Essen/Nahrung, Kleidung, Wohnung, Schutz und Sicherheit

 

Kulturbedürfnisse

Kinobesuch, Theaterbesuch, Bücher; Konzertbesuch

Luxusbedürfnisse

Ferrari, Reisen

Tabelle 1: Einteilung der Bedürfnisse nach ihrer dringlichkeit

Die Einteilung der Bedürfnisse kann je nach subjektiver Einschätzung unterschiedlich ausfallen. Ein ist jedoch allen Bedürfnissen gemein, sie treiben Menschen an, tätig zu werden.

Die Befriedigung der Bedürfnisse hängt von der Leistungsfähigkeit, der Leistungsbereitschaft und den verfügbaren Mitteln (,die knapp sind) ab.

Maslow unterteilt die Bedürfnisse ein in:


Abbildung 2: Hierachie Menschlicher BeDürfnisse nach Maslow

Die Physiologischen Bedürfnisse umfassen das elementare Verlangen nach Essen, Trinken, Kleidung und einem Dach über den Kopf. Diese Grundbedürfnisse haben vor allen anderen Vorrang. Hat der Mensch kein bspw. keine Nahrung, denkt er beispielsweise über Luxusgüter gar nicht nach.

Die Sicherheitsbedürfnisse umfassen das Verlangen nach Schutz vor unvorhersehbaren Ereignissen des Lebens (Unfall, Diebstahl, Krankheit etc.).

An dritter Stelle in der Bedürfnispyramide nach Maslow stehen die sozialen Bedürfnisse, welche das Streben nach Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit und nach sozialen Beziehungen umfassen.

Das Prestigebedürfnis kann man auch als Wertschätzungsbedürfnis bezeichnen. Jeder Mensch strebt nach dem Gefühl gebraucht zu werden. Das Bedürfnis spiegelt den Wunsch nach Anerkennung und Achtung wider. Es geht um die Anerkennung von anderen Personen als auch um die Selbstachtung und das Selbstvertrauen.

Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung steht ganz oben in der Bedürfnispyramide. Es umfasst das Streben nach Unabhängigkeit und nach Entfaltung der eigenen Persönlichkeit.

Bedarf ist der Teil der Bedürfnisse, den der Mensch mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln befriedigen will und kann.

Aus dem Bedarf resultiert die Nachfrage nach den zur Befriedigung geeigneten Gütern. (Nachfrage = Marktwirksamer Bedarf)

Güter

Güter dienen der Befriedigung der Bedürfnisse. Knappe Güter werden als Wirtschaftsgüter bezeichnet. Freie Güter stehen unbegrenzt zur Verfügung, sie stellen keine Wirtschaftsgüter dar.

Abbildung 3: Einteilung der Güter

Bei den freien Gütern handelt es sich um Güter, welche nicht knapp sind. Somit handelt es sich bei diesen Gütern auch nicht um Wirtschaftsgüter.

 

Gegenstand des Wirtschaftens sind „nur“ knappe Güter = Wirtschaftsgüter

Wirtschaftsgüter

Erklärung

Inputgüter

Outputgüter

Unterschiedliche Stellung im Produktionsprozess

Produktionsgüter

Konsumtionsgüter

Indirekte und direkte Bedürfnisbefriedigung

Verbrauchsgüter

Gebrauchsgüter

Einzelne oder wiederholte wirtschaftliche Gebrauch

Materielle Güter

Immaterielle Güter

Materiell: wirkliche Substanz

Immateriell: alle Dienstleistungen und Rechte

Realgüter

Nominalgüter

Unterscheidung für Geldwirtschaft substanzielle Bedeutung

Tabelle 2: Zusammenfassung Wirtschaftsgüter[1]

Einteilung der Wirtschaftseinheiten

Güter als Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse können von zwei Seiten betrachtet

Werden: Perspektive der Konsumtion, Perspektive der Produktion


 

Betriebe sind definiert als Wirtschaftseinheiten, die Güter für fremden Bedarf produzieren. Produktion ist also ein konstitutives Merkmal des Betriebs. Der Begriff Produktion ist hierbei weit zu fassen. Er umfasst die Erstellung von Gütern jeglicher Art: Sachgüter und Dienstleistungen.

 

Erkenntnisobjekt ist der Betrieb, in dem gewirtschaftet wird, es geht um die Disposition von knappen Gütern.

Zum Gebrauch der Begriffe Betrieb und Unternehmen/Unternehmung gibt es verschiedene Auffassungen:

1. synonymer Gebrauch

                im Sinne fremdbedarfsdeckender wirtschaftlicher Einheit

2. Betrieb als Oberbegriff

                Unternehmen = erwerbswirtschaftlich ausgerichteter Betrieb

                daneben nicht-erwerbswirtschaftliche Betriebe (z.B. Hochschule)

     --> entspricht Gutenbergs Einteilung (gängigste Auffassung)

3. Unternehmen als Oberbegriff

                Unternehmen als wirtschaftliche Einheit und Betrieb als technisch-organisatorische Untereinheiten (z.B. Unternehmen mit mehreren Betrieben/Betriebsstätten)

 

Aufgaben der Wissenschaft der Betriebswirtschaftslehre

Erkenntnisziel: Die Betriebswirtschaftslehre als Realwissenschaft oder empirische Wissenschaft betrachtet die Interaktionen einzelner Personen oder Institutionen innerhalb der Volkswirtschaft. Sie betrachtet die Einzelwirtschaften in der Gesamtheit.

Lehre:

Deskriptive Perspektive beschreibt und erklärt die realen Phänomene

durch 

                     --> Theoretisch-explikative Modelle, die empirisch geprüft und sofern nicht widerlegt als verallgemeinerte Ursache-Wirkungs-Modelle formuliert werden

Präskriptive Perspektive gibt Arbeits- und Entscheidungshilfen für den Manager im Unternehmen

durch

                     --> Praktisch-normative Entscheidungsmodelle als Instrumente zur Lösung praktischer Probleme



[1] Vgl. Härdler, J., Betriebswirtschaftslehre für Ingenieure, München, 2007, S. 59.