Kunst = Kapital
Dr. Tanja Prokic /Moritz Mutter
„Jetzt ist die arbeittragende Fähigkeit das Kapital. Geld ist ja gar kein Wirtschaftswert! Der Zusammenhang von Fähigkeit und Produkt sind die zwei echten Wirtschaftswerte. So erklärt sich die Formel des erweiterten Kunstbegriffes: KUNST = KAPITAL. Die Kreativität des Menschen ist das wahre Kapital.“
Joseph Beuys
Fast schon aufdringlich wird der Kunst (mindestens) seit der Pop Art und der ikonisch geworden Medienpräsenz Andy Warhols immer wieder unterstellt, dass sie vom Kapital durchdrungen sei, dass ihr Autonomie und Kritikfähigkeit durch eine Verschwisterung mit den Gesetzen des Kapitals endgültig abhandengekommen seien. Mit gigantischen Versteigerungssummen haben zuletzt Damien Hirst (mit For the Love of God 2007, für 75 Mio € bei Sotheby’s) und Jeff Koons (mit Balloon Dogs (Orange) 2013 für 58,4 Mio $ bei Christie’s), – ein Umweg über die Galerie, das Museum respektive eine konventionelle Ausstellung ist bei diesen Schwergewichten nicht mehr nötig –, unbestreitbar einen Paradigmenwechsel in die Welt der Kunst eingeführt. Unweigerlich befeuern Milliardäre wie Bernhard Arnault, François Pinault oder Charles Saatchi dazu bei, Kunst für ihre globalen Marktstrategien zu instrumentalisieren. Auch deutschlandweit findet sich die Gegenwartskunst primär nicht mehr in öffentlichen Häusern, sondern in Privatsammlungen (etwa Falckenberg (Hamburg), Stoschek (Düsseldorf), Boros (Berlin), Götz (München)). Ob es sich bei diesen sichtbaren Umwälzungen um eine Ökonomisierung der Kunst oder um eine Instrumentalisierung ökonomischer Strukturen, eine kritikförmige Aneignung durch die Kunst handelt, wird Gegenstand unseres Seminars sein. Dabei wollen wir vor allem nicht-ästhetische Theorien und Modelle (Marx, Frankfurter Schule, Luhmann, Reckwitz, Danko) befragen, die uns den Zusammenhang von Kunst und Kapital erläutern, aber auch die Manifeste der Gegenwartskünstler_innen und Stellungnahmen der Sammler_innen befragen. Nicht zuletzt wird uns die literarische Befragung, wenn denn die Literatur vielleicht der letzte Gegen-Diskurs sensu Michel Foucault ist, des Verhältnisses von Kunst und Kapital beschäftigen; dazu werden uns die Romane Karte und Gebiet (2010) von Michel Houellebecq und Johann Holtrop (2012) von Rainald Goetz beschäftigen. Vorwissen wird nicht erwartet, ist aber selbstverständlich immer hilfreich. Das Seminar ist mit einer Exkursion zur Sammlung Boros (Berlin) verbunden, Exkursionsmittel wurden beantragt. Für alle Studierenden, die ihr gesammeltes Wissen gerne auch journalistisch erproben und anwenden möchten, besteht die Möglichkeit einer bevorzugten Aufnahme im Kurs von Anna Schürmer Kritische Praxis. Hier lernen Sie, wie man Rezensionen schreibt und haben die Möglichkeit einer ersten betreuten Veröffentlichung.
Zur Einführung empfohlen:
Nicole Zepter: Kunst Hassen. Eine enttäuschte Liebe, Stuttgart: Tropen 2013.
Juliane Rebentisch: Theorien der Gegenwartskunst. Zur Einführung, Hamburg: Junius 2014.
Kunst = Kapital. (Nicht-)ästhetische Theorien der Kunst
„Jetzt ist die arbeittragende Fähigkeit das Kapital. Geld ist
ja gar kein Wirtschaftswert! Der Zusammenhang von
Fähigkeit und Produkt sind die zwei echten
Wirtschaftswerte. So erklärt sich die Formel des
erweiterten Kunstbegriffes: KUNST = KAPITAL. Die
Kreativität des Menschen ist das wahre Kapital.“
Joseph Beuys
Fast schon aufdringlich wird der Kunst (mindestens) seit der Pop Art und der ikonisch
geworden Medienpräsenz Andy Warhols immer wieder unterstellt, dass sie vom Kapital
durchdrungen sei, dass ihr Autonomie und Kritikfähigkeit durch eine Verschwisterung mit
den Gesetzen des Kapitals endgültig abhandengekommen seien. Mit gigantischen
Versteigerungssummen haben zuletzt Damien Hirst (mit For the Love of God
2007, für 75 Mio € bei Sotheby’s) und Jeff Koons (mit Balloon Dogs (Orange)
2013 für 58,4 Mio $ bei Christie’s), – ein Umweg über die Galerie, das Museum respektive
eine konventionelle Ausstellung ist bei diesen Schwergewichten nicht mehr nötig –,
unbestreitbar einen Paradigmenwechsel in die Welt der Kunst eingeführt. Unweigerlich
befeuern Milliardäre wie Bernhard Arnault, François Pinault oder Charles Saatchi dazu bei,
Kunst für ihre globalen Marktstrategien zu instrumentalisieren. Auch deutschlandweit findet
sich die Gegenwartskunst primär nicht mehr in öffentlichen Häusern, sondern in
Privatsammlungen (etwa Falckenberg (Hamburg), Stoschek (Düsseldorf), Boros (Berlin),
Götz (München)). Ob es sich bei diesen sichtbaren Umwälzungen um eine Ökonomisierung
der Kunst oder um eine Instrumentalisierung ökonomischer Strukturen, eine kritikförmige
Aneignung durch die Kunst handelt, wird Gegenstand unseres Seminars sein. Dabei wollen
wir vor allem nicht-ästhetische Theorien und Modelle (Marx, Frankfurter Schule, Luhmann,
Reckwitz, Danko) befragen, die uns den Zusammenhang von Kunst und Kapital erläutern,
aber auch die Manifeste der Gegenwartskünstler_innen und Stellungnahmen der
Sammler_innen befragen. Nicht zuletzt wird uns die literarische Befragung, wenn denn die
Literatur vielleicht der letzte Gegen-Diskurs sensu Michel Foucault ist, des Verhältnisses von
Kunst und Kapital beschäftigen; dazu werden uns die Romane Karte und Gebiet (2010) von
Michel Houellebecq und Johann Holtrop (2012) von Rainald Goetz beschäftigen.
Vorwissen wird nicht erwartet, ist aber selbstverständlich immer hilfreich. Das Seminar ist
mit einer Exkursion zur Sammlung Boros (Berlin) verbunden, Exkursionsmittel wurden
beantragt. Für alle Studierenden, die ihr gesammeltes Wissen gerne auch journalistisch
erproben und anwenden möchten, besteht die Möglichkeit einer bevorzugten Aufnahme im
Kurs von Anna Schürmer Kritische Praxis. Hier lernen Sie, wie man Rezensionen schreibt
und haben die Möglichkeit einer ersten betreuten Veröffentlichung.
Zur Einführung empfohlen:
Nicole Zepter: Kunst Hassen. Eine enttäuschte Liebe, Stuttgart: Tropen 2013.
Juliane Rebentisch: Theorien der Gegenwartskunst. Zur Einführung, Hamburg: Junius 2014.
- Dieser Inhalt ist freigegeben von 15.03.2016 17:00 Uhr bis 15.03.2017 17:25 Uhr.