Wiki mit Patterns zu VCL-Erfahrungen des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik insb. Informationsmanagement an der TU Dresden

Organisatorisches Vorgehen bei der Rollenvergabe

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Problem Die vergebenen Rollen beeinflussen zu einem hohen Grad die Lösung der Aufgaben und das Geschehen in den Gruppen, da sie einzelnen Personen Verantwortlichkeiten für bestimmte Aufgaben zuweisen. Die Vergabe der Rollen ist daher eine komplexe Aufgabe, die systematisch und transparent verlaufen muss. Zudem müssen die vergebenen Rollen mit dem Hintergrund der Teilnehmer, die sie erhalten, bzw. mit der Zielstellung des VCL-Projekts zusammen passen.
Rahmenbedingungen Es wird ein Rollenkonzept eingesetzt
Lösung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Rollen zu vergeben, deren Eignung von dem Rollenkonzept selbst, der Zielgruppe, der Gruppenzusammenstellung der Aufgabenstellung sowie von den Rahmenbedingungen abhängig ist.

Die ersten zwei Verfahren (Zuweisung innerhalb von Gruppen, freie Einteilung innerhalb der Gruppe) gehen von einer Rollenvergabe innerhalb existierender Gruppen aus. In diesem Fall erfolgt zunächst eine Gruppeneinteilung und zwar anhand anderer Kriterien als der Rollenzugehörigkeit (z.B. institutionelle Zugehörigkeit). Der Vorteil von diesem Verfahren ist, dass Gruppen relativ frühzeitig eingeteilt werden können, so dass die Teilnehmer mehr Zeit zum kennenlernen haben. Der Nachteil sind potenziell fehlende Kenntnisse über die Rolleneignung der Gruppenmitglieder, was eine spätere Zusammenarbeit erschweren kann. Somit eignen sich diese Verfahren für VCL-Projekte, die über eine kurze Laufzeit und somit wenig Vorbereitungszeit verfügen.

  • Zuweisung innerhalb von Gruppen
    Im ersten Schritt werden Gruppen zusammengesetzt, wobei Kriterien je nach Bedarf angewendet werden. Dann werden innerhalb jeder Gruppe die Rollen von den Lehrenden zugewiesen. Die Zuweisung kann gezielt oder mit einem Losverfahren erfolgen. Da die Rollen die Aufgabenzuständigkeit festlegen ist dieses Verfahren nur dann sinnvoll, wenn die Kenntnisse und Fähigkeiten der Teilnehmer bei der Zuweisung der Verantwortlichkeiten keine große Rolle spielen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Zielgruppe sehr homogen ist, die Lerner gezielt zu neuen Verantwortlichkeiten angeregt werden sollen oder die Rollendefinition nicht allzu restriktiv ist. Dieses Verfahren ist sehr schnell und eignet sich für kurze VCL-Projekte, da kaum Vorlaufzeit notwendig ist.
  • Freie Einteilung innerhalb der Gruppe
    Ein ähnliches Verfahren. jedoch mit einer impliziten Berücksichtigung von Rolleneignung und –präferenzen, beinhaltet im ersten Schritt wieder die Aufteilung der Gruppen, im zweiten Schritt aber nur die Bekanntgabe der Rollen in den Gruppen. Die Rolleneinteilung übernimmt die Gruppe selbst. Während sich dadurch die Vorlaufzeit erhöht, da die Gruppe Zeit für ihre Entscheidung braucht, sinkt zugleich die Gefahr, dass einzelne Teilnehmer eine völlig ungeeignete Rolle bekommen. Da jedoch die Gruppen bereits feststehen ist anzunehmen, dass einzelne Gruppenmitglieder Rollen annehmen müssen für die sie eine eher geringe Präferenz haben.

In den nächsten zwei Verfahren (Vorgegebene Gruppenzusammenstellung anhand von Rollenbewerbungen, freie Gruppenzusammenstellung anhand von Rollenbewerbungen) geht der Gruppenzusammensetzung eine Rollenauswahl voraus und beeinflusst diese. Dadurch können Informationen über die Rolleneignung bzw. -präferenzen der Teilnehmer erhalten werden in dem sie einen bestimmten Rollenwunsch äußern. Somit können in den Gruppen die verschiedenen Expertisen besser aufgeteilt werden.. Dies bedarf jedoch einer längeren Vorlaufzeit.

  • Vorgegebene Gruppenzusammenstellung anhand von Rollenbewerbungen
    In diesem Verfahren orientiert sich die Gruppenbildung nach den Rollenvorzügen der einzelnen Mitglieder. Im ersten Schritt werden den Teilnehmern die möglichen Rollen bekannt gegeben und diese müssen dann ihre Präferenzen für die Rollen äußern. Dies kann durch eine reine Rangangabe oder auch durch eine stärker formalisierte Bewerbung geschehen. Die Gruppen werden dann so eingeteilt, dass die Rollenpräferenzen möglichst gewahrt werden. Die Möglichkeit Rollenpräferenz zu äußern kann nach Bedarf gesteuert werden. So ist es beispielsweise denkbar, Teilnehmern mit bestimmter Expertise einzelne Rollen einzuräumen (z.B. Informatikstudenten dürfen sich nur die Rolle einer Projektmanagers oder eines Programmierers wünschen). Obwohl dieses Verfahren mehr Vorlaufzeit bedarf, geht es dennoch relativ schnell, da die Gruppen durch die Lehrenden eingeteilt werden.
  • Freie Gruppenzusammenstellung anhand von Rollenbewerbungen
    Im Rahmen von diesem Verfahren bewerben sich die Teilnehmer für vorgegebene Rollen. Dabei wird hier eher eine komplexere Bewerbung verlangt die mehr Informationen über den Teilnehmer vermittelt als nur seine Rollenpräferenz (z.B. Motivationsschreiben, Informationen zum Vorwissen, Praxiserfahrungen, persönliche Interessen). Ausgehend von diesen Bewerbungen wählen die Lehrenden Projektmanager je nach Anzahl der vorgesehenen Gruppen aus. Die Projektmanager greifen dann auf die Bewerbungen der anderen Teilnehmer zu und suchen sich ihre Teams selbst zusammen. Dabei müssen sie die Zustimmung der anderen Teilnehmer zur Gruppenmitgliedschaft einholen und ggf. mit ihnen verhandeln. Die Zusammensetzung der Gruppen wird durch das Rollenkonzept eingeschränkt – dadurch dass jede Gruppe eine bestimmte Anzahl an Rollenverantwortlichen haben muss, können die Gruppen nicht frei zusammengestellt werden. Insbesondere bei internationalen Veranstaltungen ist es von Vorteil als weiteres Kriterium die institutionelle zugehörigkeit der Gruppenmitglieder festzulegen (z.B. dass keine Gruppe mehr als drei Mitglieder von einer Institution haben darf oder dass mindestens drei Institutionen vertreten sein müssen). Dieses Verfahren bedarf bis zu zwei Wochen Vorlaufzeit. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Rollenkonzept und der Gruppenbildung bietet das Verfahren jedoch die höchste Identifikation mit den Rollen.

Wenn Rollen zugelost oder auch anhand von Präferenzen zugeteilt werden kann es passieren, dass die Rollenverteilung nicht den wünschen der Teilnehmer entspricht. Hier spielt auch die endgültige Gruppenzusammensetzung einer Rolle. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, den Teilnehmern die Möglichkeit zum Rollentausch zu geben. Da jedoch in diesem Fall Gruppen bereits bestehen, sollte der Gruppentausch innerhalb einer festgelegten Frist innerhalb der Gruppe, nach Zustimmung der anderen Gruppenmitglieder vorgenommen werden.

Sind Bewerbungsphasen eingeplant, in denen die Teilnehmer ihre Rollenpräferenz äußern sollen, sind diese gut geeignet um etwaige Trittbrettfahrer oder problematische Teilnehmer zu identifizieren, da sich diese oft nicht oder nur unzureichend bewerben. Dies ist allerdings nur ein Indikator.

Verweise

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