HS/S: Die mediterrane Novelle und das literarische Europa
Do (6), W48/003
Im Mittelmeerraum hat sich die
Gattung der Novelle weit früher als im Rest Europas
herausgebildet. Paradigmatisch stehen dafür zwei Modelle: die
mit einer Rahmenhandlung versehene Novellensammlung (Giovanni
Boccaccio) und die eher romanhafte Form der Einzelerzählung
(Miguel de Cervantes). Das Seminar setzt sich davon ausgehend mit
Fragen von Alteritätskonstruktionen und nationaler Kanonbildung
in der Gattung in europäischer Perspektive auseinander. Dabei
wird anhand exemplarischer Analysen zentraler Texte von AutorInnen
wie Boccaccio, Cervantes, María de Zayas, Marguerite de
Navarre, Voltaire, Goethe, E.T.A. Hoffmann und Giambattista Basile
ein Bogen von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne gespannt.
Einen wichtigen Stellenwert werden dabei die ästhetischen
Erzählweisen und räumlich-kulturellen
Repräsentationsmodi in Hinblick auf (trans) -regionale,
-nationale und -kontinentale Verortungen spielen. Illustrierend
werden punktuell auch filmische Adaptationen thematisiert und
eingesetzt, wie sie sich u.a. in zahlreichen Episodenfilmen
niedergeschlagen haben (rezent: Matteo Garrone: Das Märchen der
Märchen/Il racconto dei racconti. Italien/Frankreich/GB 2015).
Die Studierenden sollen nach
Abschluss der LV über Fähigkeiten des kritischen Umgangs
mit und der Einordnung von Texten der Gattung verfügen. Die
Struktur der LV wird in der ersten Einheit besprochen. Die LV
schließt mit den üblichen Prüfungsleistungen ab. Zur
Einführung können dienen: Albert Meier: Novelle. Eine
Einführung. Berlin: Schmidt 2014; Wolfgang Rath: Die Novelle.
Konzept und Geschichte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
2000; Hermann Wetzel: Die romanische Novelle bis Cervantes.
Stuttgart/Weimar: Metzler 1977.