TU Dresden | Sommersemester 2017 Deleuze denken

Dr. Tanja Prokic

Gilles Deleuze gilt nicht nur unter bekennenden Deleuzianier*innen als der letzte große Philosoph. Doch ist diese Ansicht in der akademischen Philosophie umstritten, sie zu vertreten geradezu riskant. Deleuze, zwar ein ausgewiesener Kenner der weitverzweigten Philosophiegeschichte, hat selten Wert darauf gelegt, Positionen oder Traditionen gemäß der logizistischen Begrifflichkeiten zu rekonstruieren. Vielmehr ist seine Philosophie insbesondere seit der Zusammenarbeit mit Felix Guattari von einer eigentümlichen ursprünglichen Zugänglichkeit, einer Literalität gekennzeichnet, die Spinnern gleichermaßen die Türen und Tore öffnet wie sie akademischen Philosophen das Wort der Unvernunft redet. Für die Literatur- und Medienwissenschaft hingegen gilt er als große und unerschöpfte Inspirationsquelle. In konzentrierter Lektüre wollen wir uns über die keyconcepts Zugänge zu seinem „Werk“ verschaffen. Michel Foucault hat über Deleuze in seiner eigentümlich paradoxen Art prognostiziert, dass das gesamte 21. Jahrhundert deleuzianisch werden könnte, oder auch nicht. Zwar ist das späte 20. Jahrhundert und noch das 21. Jahrhundert foucaultianisch geprägt; ob das so bleiben wird oder soll, wollen wir im Seminar zur Diskussion stellen.

Das Seminar richtet sich ausschließlich an interessierte und geduldige Leser*innen. Hauptsächlich ist es als Lektürekreis konzipiert, in dem Kurzüberprüfungen in Form von Expertensitzungen abgelegt werden können.

Deleuze erfordert Hingabe und Instinkt sowie die Bereitschaft, nicht Dieselbe oder Derselbe bleiben zu wollen, daher zur Hinführung oder eher als Kompatibilitätstest empfohlen:

Gilles Deleuze|Félix Guattari: Rhizom, Berlin: Merve 1977 oder Gilles Deleuze|Félix Guattari: Kafka: Für eine kleine Literatur, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1976.

Informationen zum Zugang
  • Dieser Inhalt ist freigegeben von 03.04.2017 14:19 Uhr bis 30.04.2019 14:19 Uhr.