Herr Murashov - PS: Der Napoleon-Mythos in Literatur und Film

Zeit: Mi (2)       Ort: ABS/1-01

Kommentar:

Kaum eine andere Persönlichkeit beeinflusste das Gefüge der zeitgenössischen Weltordnung und hinterließ so tiefe Spuren im Bewusstsein der Nachwelt wie der französische Kaiser Napoléon Ier. Bereits als junger General der Italien-Armee setzte er geschickt Propaganda ein, um sein Bild des unbesiegbaren und tollkühnen Feldherren in der Öffentlichkeit zu festigen. Über geographische und ideologische Grenzen hinaus begeisterten sich zahlreiche Künstler der Romantik für Napoléon Ier. Neben der légende dorée etablierte sich sogleich die légende noire, die Bonaparte als Inbegriff des Bösen inszenierte. Ausgerechnet 1815, als die Geschütze der napoleonischen Kriege in Europa endlich verstummten und der entmachtete Kaiser in die Verbannung auf St. Helena ging, erfuhr sein Mythos einen enormen Aufschwung. Diesem wiederum ist im Wesentlichen der unaufhaltsame Machtaufstieg seines Neffen Louis Napoléon (des späteren Napoléon III) zu verdanken, der mit seinem Staatsstreich von 1851 die Zweite Republik umstürzte.

Das vielschichtige und multimediale Phänomen des Napoleon-Mythos in seiner Entstehung, Entwicklung und Auswirkung steht im Fokus dieses Proseminars. Neben literarischen Texten des 19. Jahrhunderts werden auch die Napoleon-Filme von Abel Gance (Napoléon, F 1927, mit Albert Dieudonné und Antonin Artaud) und Yves Simoneau (Napoléon, F 2002, mit Christian Clavier, Isabella Rossellini und Gérard Depardieu) sowie – auf Wunsch – weitere Medialisierungen wie bandes dessinées behandelt.

Zur Anschaffung empfohlen: Victor Hugos Gedichtband Les Châtiments und Émile Zolas erster Roman des Rougon-Macquart-Zyklus La Fortune des Rougons, der auszugsweise im Seminar analysiert werden wird.