Übung: Technokratie in der Weimarer Republik

Titelbild des Kurses
TU Dresden | semesterübergreifend Technokratie/Weimar

Auf den Wogen einer sich zunehmend beschleunigenden Technisierung nährt der berufsgruppenspezifische Geltungsdrang der Ingenieure bereits im Ersten Weltkrieg technokratische Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassungen. Diese stilisieren die gemeinwirtschaftlichen Organisationsformen des „Kriegssozialismus“ zur umfassenden technisch-wissenschaftlichen „Gemeinschaftsarbeit“ zum Wohle des deutschen Volkes. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg weist eine „Quasi-Dolchstoßlegende“ dem Militär und dessen fehlerhaften Umgang mit der Technik die Verantwortung für die Niederlage zu. Gleichzeitig weckt die Parole „Die Technik den Technikern“ politische Ambitionen der Ingenieure. Deren Machtbegehren übernimmt die Funktion eines Ventils der unvollendeten Professionalisierungsgeschichte und entlädt sich schließlich in der Technokratiebewegung.
Ausgehend von den USA nimmt die deutsche Technokratiebewegung in den 1920er Jahren an Fahrt auf und präsentiert sich schließlich als Ausweg aus der Weltwirtschaftskrise. Sie markiert den Höhepunkt einer antidemokratischen Bewegung, deren politische Vorstellungswelt durch das Idealbild einer angeblich „unpolitischen“ Gesellschaftsmaschinerie geprägt wird. Im Selbstbild von Techno- und Ingenieurokratie erstrahlt der Ingenieur als der geborene Führer des Volkes in einer nahezu staatssozialistisch anmutenden Wirtschaftsordnung. Folgerichtig erscheint die Machtübergabe an die Nationalsozialisten vielen Technokraten als Schritt auf dem richtigen Weg zur Verwirklichung der eigenen Ansichten: die gemeinschaftsbewussten Teile des Volkes stehen auf gegen die dekadente Gesellschaft der Interessen und Begierden einzelner Stände und Parteien.
Die Übung will die spezifischen soziokulturellen Voraussetzungen herausarbeiten, die die Ingenieure im Deutschland der Zwischenkriegszeit für moderne Ideologien anfällig gemacht haben. Dabei sollen der lange Kampf der deutschen Ingenieure um gesellschaftliche Anerkennung ebenso berücksichtigt werden, wie die aus einer (vermeintlich) rationalen Sichtweise resultierende Ablehnung einer pluralen Gesellschaft und damit der Demokratie.

Auf den Wogen einer sich zunehmend beschleunigenden Technisierung nährt der berufsgruppenspezifische Geltungsdrang der Ingenieure bereits im Ersten Weltkrieg technokratische
Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassungen. Diese stilisieren die gemeinwirtschaftlichen Organisationsformen des „Kriegssozialismus“ zur umfassenden technisch-wissenschaftlichen „Gemeinschaftsarbeit“ zum Wohle des deutschen Volkes. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg weist eine „Quasi-Dolchstoßlegende“ dem Militär und dessen fehlerhaften Umgang mit der Technik die Verantwortung für die Niederlage zu. Gleichzeitig weckt die Parole „Die Technik den Technikern“ politische Ambitionen der Ingenieure. Deren Machtbegehren übernimmt die Funktion eines Ventils der unvollendeten Professionalisierungsgeschichte und entlädt sich schließlich in der Technokratiebewegung.
Ausgehend von den USA nimmt die deutsche Technokratiebewegung in den 1920er Jahren an Fahrt auf und präsentiert sich schließlich als Ausweg aus der Weltwirtschaftskrise. Sie markiert den Höhepunkt einer antidemokratischen Bewegung, deren politische Vorstellungswelt durch das Idealbild einer angeblich „unpolitischen“ Gesellschaftsmaschinerie geprägt wird. Im Selbstbild von Techno- und Ingenieurokratie erstrahlt der Ingenieur als der geborene Führer des Volkes in einer nahezu staatssozialistisch anmutenden Wirtschaftsordnung. Folgerichtig erscheint die Machtübergabe an die Nationalsozialisten vielen Technokraten als Schritt auf dem richtigen Weg zur Verwirklichung der eigenen Ansichten: die gemeinschaftsbewussten Teile des Volkes stehen auf gegen die dekadente Gesellschaft der Interessen und Begierden einzelner Stände und Parteien.
Die Übung will die spezifischen soziokulturellen Voraussetzungen herausarbeiten, die die Ingenieure im Deutschland der Zwischenkriegszeit für moderne Ideologien anfällig gemacht haben. Dabei sollen der lange Kampf der deutschen Ingenieure um gesellschaftliche Anerkennung ebenso berücksichtigt werden, wie die aus einer (vermeintlich) rationalen Sichtweise resultierende Ablehnung einer pluralen Gesellschaft und damit der Demokratie.

Einführende Literatur:
Th. Etzemüller (Hg.), Die Ordnung der Moderne. Social Engineering im 20. Jahrhundert, Bielefeld 2009; J. Herf, Reactionary Modernism. Technology, Culture and Politics in Weimar and the Third Reich, Cambridge 1984; G. Hortleder, Das Gesellschaftsbild des Ingenieurs. Zum politischen Verhalten der Technischen Intelligenz in Deutschland, Frankfurt a. M. 1970; D. v. Laak, Jenseits von Knappheit und Gefälle. Technokratische Leitbilder gesellschaftlicher Ordnung, in: H. Berghoff / J. Vogel (Hg.), Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte. Dimensionen eines Perspektivenwechsels, Frankfurt a. M., New York 2004, S. 435–454; Ch. Maier, Zwischen Taylorismus und Technokratie. Gesellschaftspolitik im Zeichen industrieller Rationalität in den zwanziger Jahren in Europa, in: M. Stürmer (Hg.), Die Weimarer Republik. Belagerte Civitas, Königstein / Ts. 1980, S. 188–213; G. Metzler / D. v. Laak, Die Konkretion der Utopie. Historische Quellen der Planungsutopien der 1920er Jahre, in: I. Heinemann / P. Wagner (Hg.), Wissenschaft – Planung – Vertreibung. Neuordnungskonzepte und Umsiedlungspolitik im 20. Jahrhundert, Stuttgart 2006, S. 23–43; Th. Rohkrämer, Antimodernism, Reactionary Modernism and National Socialism. Technocratic Tendencies in Germany 1890–1945, in: Contemporary European History 8 (1999), S. 25–50; St. Willeke, Die Technokratiebewegung in Nordamerika und Deutschland zwischen den Weltkriegen. Eine vergleichende Analyse, Frankfurt a. M. 1995.

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