Herkunft und Zugehörigkeit in der Weltgesellschaft

TU Dresden | Semester overlapping Herkunft und Zugehörigkeit in der Weltgesellschaft

Studien zum Verhältnis von sozialer und kultureller Differenzierung

"Woher kommst Du?" Diese Frage hat sicher jede*r von uns schon einmal an eine andere Person gerichtet oder ist selbst damit adressiert worden. Sie bietet einen leichten Einstieg in Gespräche zwischen Fremden, etwa auf Erstsemesterparties, im Urlaub oder auf einer Zugreise. Wie die Beispiele nahelegen, wird sie meist dann gestellt, wenn nicht fraglos von einer geteilten Herkunft ausgegangen werden kann oder eine Differenz zwischen Herkunfts- und Aufenthalts- bzw. Lebensort vermutet wird. In einer zunehmend mobilen und global vernetzten Welt sind Fremdheit und die Nicht-Übereinstimmung von Herkunfts- und Lebensort eher Regel als Ausnahme. Woran erkennt man aber die vermeintlich andere Herkunft einer Person, die zu der Frage motiviert? Warum wollen wir überhaupt wissen, wo jemand herkommt und was wissen wir dann eigentlich? Was definiert unsere Herkunft und wie definiert sie uns? Ist es der Geburtsort, der Pass oder die Familie, in die man geboren wurde, die unsere Herkunft ausmacht? Wie und warum bestimmt Herkunft über Lebenschancen und wie strukturiert und legitimiert sie Zugehörigkeitsordnungen? Welche Bedeutung haben Herkunftsreferenzen für den Erwerb bzw. die Legitimation der Vergabe von Teilhabechancen? Inwieweit verweist also die Frage "Woher kommst Du?" implizit auf die Frage "Gehörst Du dazu?"?

Das Kernseminar nimmt das Spannungsverhältnis zwischen Herkunft und Zugehörigkeit unter die Lupe und fragt nach deren Relation zu kultureller und sozialer bzw. gesellschaftlicher Differenzierung. Es dient gleichzeitig der Vorbereitung eigener Studien, die im SoSe 2020 als Forschungsprojekt II realisiert werden können. Im ersten Teil des Seminars werden wir uns die konzeptionellen Grundlagen des Themenfeldes erarbeiten. Dies geschieht mit Blick auf den Begriff der Gesellschaft, der im Zuge von Globalisierungs- und Mediatisierungsprozessen, sowie postkolonialer und anderer modernitätsreflexiver Diskussionen in den letzten Jahrzehnten unter Beschuss geraten ist. Gesellschaft, so das vorläufige Ergebnis dieser Diskussionen, kann nur als Weltgesellschaft verstanden werden, insofern, als dass sich alle Differenzierungen, Kollektivierungen und Grenzziehungen innerhalb eines globalen Systems vollziehen. Wir fragen dann nach der Bedeutung von Herkünften (sozialen, geographischen, kulturellen) und deren intersektionalen Verschränkung für die Herstellung, Dynamisierung, Legitimation von bzw. Kritik an gegenwärtigen Zugehörigkeitsordnungen. Im zweiten Teil des Seminars nach den Weihnachtsferien werden wir ausgehend von den Themen- und Literaturvorschlägen der Teilnehmenden exemplarisch an einzelnen empirischen Feldern bzw. Fällen die Diskussion vertiefen.

Diese Diskussionen bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Forschungsskizzen, mit denen die Studierenden, die das Forschungsprojekt Phase II belegen wollen, ihre Studienprojekte vorbereiten.

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