Blume; Seminar: Übergangsmanagement (SoSe 2020)

Eine Vielzahl von Begriffen tauchen auf, wenn sich der Fokus darauf richtet, den Übergangsabschnitt aus der Haft in die Freiheit zu beschreiben. Dabei deutet jede Formulierung für sich genommen darauf hin, den Schwerpunkt auf einen jeweils anderen wichtigen Aspekt innerhalb dieses Prozesses zu richten. Dem Strafvollzug wohnen unterschiedliche Aufgaben inne. Dabei liegt der Fokus laut §2 StVollzG neben dem Schutz der Gesellschaft vor neuen Straftaten darauf den inhaftierten Menschen in ein Leben in sozialer Verantwortung zu begleiten. Vielfältige Untersuchungen verdeutlichen, dass das Vorhaben zukünftig ein Leben ohne Straftaten zu führen an unterschiedlichste Lebensbedingungen nach der Haftentlassung gekoppelt ist. Beispielsweise wird davon ausgegangen, dass die Rückfallgefahr bei 90% liegt, wenn Haftentlasse mit fehlender beruflicher Qualifikation ohne Beschäftigung bleiben. Schumann et al. verweisen hingegen darauf, dass es eine unabhängige Betrachtung von Arbeitsmarktintegration und strafrechtlicher Entwicklung benötige, denn die einfache Beschreibung einer Kausalverbindung verkürze die Vielschichtigkeit des Prozesses der Übergangsgestaltung aus dem Strafvollzug in die Freiheit (2003). Das Seminar wird sich zunächst mit dem aufgezeigten Begriffspluralismus befassen und davon ausgehend die vielfältigen und relevanten Themen zur Entlassungsvorbereitung sowie Nachsorge in den Blick nehmen. Dabei soll es nicht bei einer Begrenzung auf die Bedeutung der Freien Straffälligenhilfe und ihren Stand innerhalb eines vielschichtigen Unterstützer*innensystems bleiben. Vielmehr werden wir neben der theoretischen Auseinandersetzung, relevante Institutionen besuchen, die einen zentralen Einfluss auf eine gelingende Übergangsgestaltung aus dem Strafvollzug nehmen und somit innerhalb des Seminares versuchen theoretisches Wissen und praktischen Erkenntnissen miteinander zu verzahnen.