6. Zittauer Gespräche

IHI Zittau | semesterübergreifend 6. Zittauer Gespräche

6. Zittauer Gespräche zur Wirtschafts- und Unternehmensethik

14.-15. Oktober 2011

"Wirtschafts- und Unternehmensethik in der universitären und außeruniversitären Bildung"

Nicht zuletzt die Unternehmensskandale der jüngsten Zeit haben Zweifel darüber aufkommen lassen, ob eine rein technisch orientierte wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung, bar jeder normativen Reflexion, dazu geeignet sei, verantwortungsbewusste und für die moralischen Grenzen ihres ökonomischen Handelns sensibilisierte Manager heranzubilden. So etwa beklagte der amerikanische Wirtschaftsethiker Ian I. Mitroff im Nachgang zu Enron in einem offenen Brief an die Dekane der amerikanischen Business Schools den herrschenden Ausbildungsstand an den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, der ein Klima geschaffen habe, „…where the Enrons and the Andersens of the world could take root and flourish.“ – Eine vergleichbar kritische Selbstreflexion der deutschen Betriebswirtschaftslehre im Nachgang zu den Unternehmensskandalen bei Siemens, Volkswagen und Mannesmann steht bis heute aus.

Dabei scheint gerade die wirtschaftliche Praxis die Bedeutung wirtschaftsethischer Ausbildung für das zukünftige Management längst erkannt zu haben. So gaben 2010 in einer UN Global Compact und Accenture Studie zahlreiche CEOs multinationaler Unternehmen an, dass für Wirtschaftsakteure ein grundsätzliches Verständnis für die komplexen Einflüsse der Wirtschaft auf ihre gesellschaftliche und natürliche Umwelt unabdingbar sei, um langfristig erfolgreich zu sein. Dieses Verständnis müsse – so die CEOs im Weiteren – angehenden Entscheidungsträgern im Rahmen der Bildung vermittelt werden.

Dabei fehlt es weder national noch international an einschlägigen Initiativen. Insbesondere durch die Internationalisierung wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge sind die deutschen Hochschulen einem zunehmenden Druck ausgesetzt, wirtschafts- und unternehmensethische Inhalte in ihren Curricula zu verankern. Auch seitens der Bundesregierung (Aktionsplan CSR), der EU (Europäischer Qualifikationsrahmen), des UN Global Compact (PRME) und der Studierenden (siehe z.B. offener Brief von sneep an alle Hochschulrektoren in Deutschland) wird ein stärkerer Bezug der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung zu ethischen Themen angemahnt. Doch trotz der Erweiterung des Lehrangebots an einzelnen Universitäten und der vereinzelten Institutionalisierung einschlägiger Studiengänge scheint das Interesse der meisten Fachvertreter eher begrenzt. Zudem bleibt angesichts der Begriffsvielfalt wirtschaftsethischer Themen – Business Ethics, CSR, CR, SR, Nachhaltigkeit, etc. – häufig unklar, welches die Ziele einer wirtschafts- und unternehmensethischen Bildung sein sollen und welche konkreten Inhalte und Kompetenzen im Rahmen einer derartigen Ausbildung vermittelt werden müssen.

Vor diesem Hintergrund wollen wir im Rahmen der 6. Zittauer Gespräche zur Wirtschafts- und Unternehmensethik diskutieren, welche Änderungen im Bildungssystem notwendig sind, um wirtschaftsethische Inhalte in der Ausbildung stärker als bisher zu verankern. Dies betrifft neben der Lehre an Universitäten und Hochschulen auch die Bereiche der Berufsausbildung und der betrieblichen Weiterbildung. Entsprechend sollen bei den 6. Zittauer Gesprächen folgende Fragen im Zentrum der Diskussion stehen:

Universitäre Ausbildung:

  • Herausforderungen an die Wirtschaftsethikausbildung im Rahmen der Master- und Bachelorstudiengänge
  • Relevante Themenfelder der wirtschaftsethischen Ausbildung an Hochschulen
  • Kursangebote und Kursgestaltung zur Wirtschaftsethik an deutschen Hochschulen (im Vergleich zu anderen Ländern)
  • Vermittlung ethischer Inhalte und Lernzielkontrolle

Weiterbildung und Managerseminare:

  • Bedeutung wirtschaftsethischer Inhalte in der beruflichen Weiterbildung
  • Beispiele der innerbetrieblichen Schulung zu wirtschaftsethischen Themen
  • Bedeutung der Ethikkodizes für den innerbetrieblichen Schulungsbedarf
  • Ziele der innerbetrieblichen Weiterbildung: Compliance vs. Integrity
  • Akzeptanz eines wirtschaftsethischen Weiterbildungsangebotes in der Praxis

Ausbildungskonzepte:

  • Inhalte und Ziele der wirtschaftsethischen Ausbildung
  • Methoden zur Förderung des ethischen Reflexionsvermögens der Studierenden
  • Erfahrungen mit unterschiedlichen Lehrmethoden bei der Vermittlung wirtschaftsethischer Inhalte
  • Rolle und Einfluss der Lehrenden auf das Moralverhalten der Studierenden
  • Möglichkeiten und Grenzen der Integration wirtschaftsethischer Inhalte in den wirtschaftswissenschaftlichen Fächerkanon

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