Dr. Kupfer, Annett: Intersektionalität und Sozialpädagogik (SoSe 2023)
Intersektionalität und Soziale Arbeit
Begriffe wie Heterogenität, Diversität, Verschiedenheit oder Vielfalt sind zu einem selbstverständlichen Bestandteil unterschiedlicher pädagogischer Diskurse geworden. Sie formulieren ein spezifisches Unterscheidungswissen, nehmen die Sozialität der Adressat:innen in den Blick und weisen auf die Bedeutung sozialer Unterschiede in gesellschaftlicher Wirklichkeit hin (Emmerich/ Hormel 2013). Intersektionalität wird hierbei als (feministisches) Konzept angeführt, das die Verschränkung unterschiedlicher Zugehörigkeiten und Positionierungen sowie die Wechselwirkungen von Kategorien auf verschiedenen (Analyse-)Ebenen vertieft (u.a. Lutz/ Herrera Vivar/ Supik 2013, Winker/ Degele 2009).
Diversität und „Differenzlinien“ wie Gender/Geschlecht, natio-ethno-kulturelle Herkunft, Klasse/Schicht, (zugeschriebene) Behinderung oder sexuelle Orientierung konstruieren dabei auch (sozial-)pädagogisches Handeln mit. Eine machtkritische, diskriminierungssensible, ‚intersektional kompetente‘ Sozialpädagogik wie Sozialarbeit nimmt reflexiv die Adressat:innen, den institutionellen wie strukturellen Rahmen, die konzeptionelle Ausgestaltung der Angebote wie die eigene Person als professionell Handelnde in den Blick. Dafür werden im Seminar verschiedene, ineinander verwobene, sich gegenseitig verstärkende oder abschwächende Dimensionen von Diversität und Intersektionalität u.a. anhand empirischer Studien reflektiert. Diskutiert werden hierbei der Einfluss von u.a. „gender, race and class“ auf Individuen und gesellschaftliche Verhältnisse und welche Positionen Sozialpädagogik und Sozialarbeit diesbezüglich einnehmen.
Eine Vorbesprechung zum Seminar findet am 05.04.2023 in der 2. DS statt.
Literatur:
Bock, Karin (2017): Soziale Arbeit zwischen Differenz- und Intersektionalitätsdiskursen: (K)eine Frage für die sozialdidaktische (Aus-)Bildung (mehr)? In: Anke Karber, Jens Müller, Kerstin Nolte, Peter Schäfer und Tilmann Wahne (Hg.): Zur Gerechtigkeitsfrage in sozialen (Frauen- )Berufen. Gelingensbedingungen und Verwirklichungschancen. Opladen: B. Budrich, S. 207–216.
Bretländer, Bettina/ Köttig, Michaela/ Kunz, Thomas (Hrsg.) (2015): Vielfalt und Differenz in der Sozialen Arbeit. Perspektiven auf Inklusion. Stuttgart: Kohlhammer.
Bronner, Kerstin; Paulus, Stefan (2021): Intersektionalität. Geschichte, Theorie und Praxis: Eine Einführung für das Studium der Sozialen Arbeit und der Erziehungswissenschaft 2., durchgesehene Auflage. [S.l.]: UTB GMBH
Czollek, Leah Carola/ Perko, Gudrun/Kaszner, Corinne/Czollek, Max (2019): Praxishandbuch Social Justice und Diversity. Theorien, Training, Methoden, Übungen. 2. Auflage. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
Emmerich, Marcus/ Hormel, Ulrike (Hrsg.) (2013): Heterogenität – Diversity – Intersektionalität. Zur Logik sozialer Unterscheidungen in pädagogischen Semantiken der Differenz. Wiesbaden: Springer VS.
Giebeler, Cornelia/ Rademacher, Claudia/ Schulze, Erika (Hrsg.) (2013): Intersektionen von race, class, gender, body : Theoretische Zugänge und qualitative Forschungen in Handlungsfeldern der sozialen Arbeit. Opladen: Budrich.
Kupfer, Annett (2019): Geschlecht plus X. Eine intersektionale Perspektive auf professionelle Kompetenzen in Beratung. In: Verhaltenstherapie & psychosoziale Praxis, 51 (4), S. 789 – 801.
Lutz, Helma/ Herrera Vivar, María Teresa/ Supik, Linda (Hrsg.) (2013): Fokus Intersektionalität. Bewegungen und Verortungen eines vielschichtigen Konzepts. Wiesbaden: Springer VS.
Riegel, Christine (2016): Bildung - Intersektionalität - Othering. Pädagogisches Handeln in widersprüchlichen Verhältnissen. Bielefeld: transcript (Pädagogik).
Walgenbach, Katharina (2017): Heterogenität - Intersektionalität - Diversity in der Erziehungswissenschaft. 2. durchges. Auflage. Stuttgart: UTB GMBH; Barbara Budrich (UTB, 8546).
Winker, Gabriele/ Degele, Nina (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: transcript Verlag