Wie wir sprechen sollten: Begriffsethik und Conceptual Engineering [beendet]
Die Analyse unserer Sprache ist ein altbekannter Teil der philosophischen Forschung. Und auch außerhalb des philosophischen Klassenzimmers ist es häufig lohnenswert darüber nachzudenken, was wir mit bestimmten Wörtern eigentlich meinen. Mit der Beantwortung deskriptiver begrifflicher Fragen scheint es jedoch nicht getan. Stattdessen stellen sich mit Blick auf unser begriffliches und sprachliches Repertoire auch interessante normative Fragen: Welche sprachliche Bedeutung sollten bestimmte Ausdrücke eigentlich haben? Über welche Begriffe sollte eine Gesellschaft verfügen? Und sollte man bestimmte Wörter überhaupt noch verwenden? Was darf man (noch) sagen?
Fragen wie diese stehen im Zentrum des sich seit Kurzem rasant entwickelnden Forschungsfelds der Begriffsethik und des sog. Conceptual Engineering. Sie betreffen dabei unsere Alltagssprache genauso wie die Bedeutung philosophischer Termini. So denken Begriffsethiker:innen u.a. detailliert darüber nach, warum es wichtig sein könnte, dass das Wörtchen „Folter“ mit einer Bedeutung verwendet wird, die Waterboarding mit einschließt. Sie erwägen, ob die Bedeutung von „Frau“ zur Erreichung von Geschlechtergerechtigkeit nicht besser eine andere sein sollte. Und sie diskutieren, ob es nicht besser wäre, unseren Begriff der Wahrheit angesichts der Lügnerparadoxie durch zwei neue Begriffe zu ersetzen. Unter welchen Annahmen wäre das überhaupt möglich? Und welchen philosophischen Schwierigkeiten könnten solche Projekte ausgesetzt sein?
Dieses Seminar will einen Überblick über die noch junge Debatte zur Begriffsethik und des Conceptual Engineering geben. Dazu lesen und diskutieren wir (englischsprachige) Texte von Carnap bis heute. An drei Abenden des Semesters finden zudem Fachvorträge statt, die uns (optional) einen Einblick in die aktuelle Forschung von Begriffsethiker:innen aus Deutschland gewähren.
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Voraussetzung für eine gewinnbringende Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich intensiv mit teils dicht geschriebenen Texten auseinanderzusetzen. Eine regelmäßige Teilnahme an den wöchentlichen Zoom-Sitzungen wird erwartet.