Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben

TU Dresden | Wintersemester 2021 / 2022 Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben

Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben

Hannah Arendt gehört ohne Zweifel zu den einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und mit Recht wird sie heute zu den Klassikern der Moderne gezählt. Zu Lebzeiten wurde ihr diese Würdigung jedoch nicht zu Teil. Zwar genoss sie großes Ansehen als politische Publizistin, stand jedoch auch durch ihr Buch „Eichmann in Jerusalem“ im Mittelpunkt heftiger Kontroversen.

In der Auseinandersetzung mit dem Phänomen der totalen Herrschaft wehrte sie sich zeit ihres Lebens dagegen, als Philosophin bezeichnet zu werden, da das abendländische Denken seit Platon in einer Gegnerschaft zur Politik stehe. In ihrer Selbstbezeichnung sah sich sich als „etwas zwischen Historikerin und politische Publizistin.“

Nichts desto trotz legte Arendt im Jahr 1958 unter dem Titel „The Human Condition“ (vita activa: oder vom tätigen Leben) ihr philosophisches Hauptwerk vor, in der sie sowohl die Geschichte des Abendlandes analysierte und die grundlegenden Tätigkeitsfelder menschlicher Praxis rekonstruierte. Diese Grundformen stellt sie in den Zusammenhang mit den basalen Bedingungen menschlicher Existenz (Natalität und Pluralität) und gewinnt ausgehend von ihren anthropologischen Untersuchungen einen normativen Begriff des Politischen im Anschluss an die griechische und römische Antike. Aus diesem Grund steht Arendt in einer Sonderstellung gegen die mannigfaltigen Krisendiagnosen populärer wissenschaftlicher Publikationen der Gegenwart.

Der Schwerpunkt dieses Seminars liegt daher in der Rekonstruktion von Arendts Begriffs des politischen Handelns. Auf Basis des Textes werden wir diskutieren, inwieweit „vita activa“ als Theorie gegen die Pathologien der Moderne angesehen werden kann. In diesem Kontext wird Arendts Beziehung zur europäischen Ideengeschichte und ihr Verhältnis zur Politischen Philosophie (seit Platon und Aristoteles) thematisiert. Das Ziel dieses Seminars besteht darin, zu untersuchen, inwieweit Arendts Wiedergewinnung des Politischen auf die Gegenwart anwendbar ist.

Das Seminar eignet sich für Einsteiger:innen und fortgeschrittene Arendt-Leser:innen.

Da das ganze Buch gelesen werden soll, ist eine Anschaffung des Werks zu empfehlen:

- Arendt, Hannah. Vita activa: oder vom tätigen Leben. Piper: München, 2018.

Auswahlbibliographie:

  • Nordmann, Ingeborg: Hannah Arendt. Frankfurt am Main 2004.
  • Benhabib, Seyla: Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne. Hamburg 1998.
  • Förster, Jürgen: Die Sorge um die Welt und die Freiheit des Handelns: zur institutionellen Verfassung der Freiheit im politischen Denken Hannah Arendts. Würzburg 2009.
  • Herb, Karlfriedrich, Mareike, Gebhardt, und Kathrin, Morgenstern, Hrsg.: Raum und Zeit: Denkformen des Politischen bei Hannah Arendt. Frankfurt am Main 2014.

Kontakt:

joern.spindeldreher@tu-dresden.de

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