Die Genremalerei. Ihre Theorie und Geschichte (Müller)

TU Dresden | Wintersemester 2021 / 2022 Die Genremalerei. Ihre Theorie und Geschichte (Müller)

Mit der Entstehung der Genremalerei geht die Hinwendung zum Alltag einher. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts beginnen Künstler, ihr eigenes Umfeld in den Blick zu nehmen. Dabei halten neue Themen Einzug in die bildende Kunst: Die entstehenden Darstellungen zeigen arbeitende Bauern, Quacksalber und Kartenspieler, Marktszenen, Kirchweihfeste, Wirtshäuser und Bordelle. Die entsprechenden Motive sind Teil einer christlichen Bildrhetorik und finden sich zum Teil schon an Miserikordien und Kapitellen. Nicht selten finden sich Bezüge zur Monats- oder Jahreszeitenikonographie, zu Lebensaltern oder Hochzeitsfeiern. Nicht dem Individuum, sondern der Ausprägung des menschlichen Lebens als Kindheit, Jugend, Erwachsenen- oder Greisenalter wird in den entsprechenden Werken große Aufmerksamkeit zuteil.

Dabei schreckt die Genremalerei nicht vor hässlichen, obszönen oder ekelerregenden Motiven zurück. Ganz im Gegenteil, ihr besonderes Interesse gilt der menschlichen Kreatürlichkeit: Neben der Nahrungsaufnahme und Ausscheidung zählt hierzu auch die Sexualität, die als Flirt, Beischlaf oder Ehebruch inszeniert wird. Voraussetzung hierfür ist die Erbsünde, die auf den Menschen lastet. Letztlich vergegenwärtigen Genrebilder den Mundus: Das thematische Spektrum ist dabei schier unerschöpflich und spiegelt die Vielfalt der Welt. Mit der Reformation und den Bauernkriegen halten im frühen 16. Jahrhundert zudem politische Themen Einzug.

Im Rahmen der Ringvorlesung sollen Ursachen für die Entstehung der Genremalerei umrissen und zentrale Künstler, Themen und Funktionen thematisiert werden. Hierzu gilt es einen Bogen von den Anfängen der Bildgattung bis in das 18. Jahrhundert zu schlagen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der Druckgraphik liegen, deren Erfindung im 15. Jahrhundert die Verbreitung der Motive entscheidend befördert hat.

Literatur zur Einführung:

  • Birgit-Ulrike Münch/Jürgen Müller (Hrsg.): Peiraikos’ Erben. Die Genese der Genremalerei bis 1550, Wiesbaden 2015.
  • Jürgen Müller/Sandra Kaden (Hrsg.): Alltag als Exemplum. Religiöse und profane Deutungsmuster früher Genremalerei, Berlin 2020.
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