Gastdozentur des Deutschen Übersetzerfonds 2021/22

TU Dresden | Wintersemester 2021 / 2022 Gastdozentur des Deutschen Übersetzerfonds 2021/22

Die Gastdozentur des Deutschen Übersetzerfonds eröffnet die Möglichkeit einen dialogischen Reflexionsraum zu schaffen, der die vielfältigen Aspekte des Übersetzens thematisiert. Die Seminaridee besteht darin, mit thematischen Schwerpunkten übersetzerischer Theorie und Praxis sprachliche, literarische und kulturelle Kontexte des Übersetzens, Übersetzers und der Übersetzung vorzustellen; zugleich sollen Literaturübersetzungen als „wissenschaftliche Praxis und Kritik“ diskutiert werden z.B. im Zusammenhang mit ihrer Rolle beim Transfer von Wissen und Kulturtechniken.

1. Block: Übersetzer als „Literaturscouts“ mit kulturpolitischer und ästhetischer Agenda - Beispiel „Slawische Literaturen”. Damit verbunden soll folgenden Fragen nachgegangen werden:
Selbstreflexion des Übersetzers als Leser, also: Wie liest ein Übersetzer die Literaturen, aus denen er übersetzt? Woher bekommt er seine Informationen für seine Auswahl? Wie sehen persönliche Kontakte zu Autorinnen und Autoren aus? Was liest der Übersetzer aus der deutschsprachigen und internationalen Literatur? Liest der Übersetzer übersetzungswissenschaftliche Literatur und welche?

2. Block: Übersetzen postkolonial, Theorie und Praxis (z.B. Sowjetunion). Dabei geht es um die Einbettung des Übersetzens in gesellschaftliche und politische Kontexte, Fragen des (Übersetzungs-) Kanons. Vor dem Hintergrund der Bedeutung und Funktion des Übersetzens in hierarchischen post/kolonialen Konstellationen in Vergangenheit und Gegenwart war und ist die Arbeit des Übersetzers politisch. Übersetzen bedeutet nicht nur Sprache und Kultur, sondern auch politische Inhalte und u.U. sogar Programme etwa beim nation building zu transportieren.
Übersetzungs-Politik, ebenso wie Sprach- und Literaturpolitik wurde zu Sowjetzeiten planmäßig nach innen und außen betrieben. So ging die multinationale Sowjetliteratur als kulturpolitischer Export in die sogenannten Ostblockstaaten, dabei wurden z.B. zahlreiche Werke nicht russischer Sowjetliteraturen für die DDR ins Deutsche übersetzt. Allerdings – und spätestens hier wird die koloniale Kulturpolitik deutlich – wurden diese Literaturen nicht aus den Originalsprachen, sondern aus den russischen Übersetzungen ins Deutsche übersetzt. Die Mechanismen, Konsequenzen und Wahrnehmungsmuster, die sich daraus ergeben, sollen diskutiert werden.

3. Block: Übersetzen transmedial. Sprache in Bilder und kulturelle Performance übersetzen: Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Neben Graphic Novel und Animationsfilm (z.B. „Alois Nebel“/ J. Rudiš, Jaromír 99) auch soziokulturelle Transpositionen literarischer Texte in literarische Erinnerungsorte wie „Literaturhäuser“/ Geburtshäuser von Autorinnen und Autoren, aber auch fiktive literarische Erinnerungsorte; hier könnte man auch eine Exkursion einbauen.

4. Block: KI und Literatur, Experimente mit KI-gestützter Textproduktion (einschließlich Übersetzungen) wurden jüngst durch Ulla Hahn oder Daniel Kehlmann auf Grund eigener Erfahrung reflektiert. Neben Textproben und Analysen von KI produzierter Literatur sollen auch Projekte thematisiert werden wie „Automatic Writing 2.0“ beim „Internationalen Literaturfestival Berlin 2019“ oder wie das Big Data Programm LiSa, das Verlage bei der Bewertung von Manuskripten maßgeblich unterstützt.


Achtung! Bitte melden Sie sich über die Adresse texty@hotmail.de für dieses Seminar an. Die Blockzeiten werden mit der Gruppe abgestimmt.

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