Children of the Night – Vampire in Film und Populärkultur
Vor nunmehr hundert Jahren eroberten Vampire die Kinosäle, in deren Dunkelheit sie sich seitdem eingerichtet haben. Gleich der erste Blutsauger der Filmgeschichte war das Produkt von Ideenvampiren, bedienten sich die Macher von Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (D 1922, R: F. W. Murnau) doch ebenso großzügig wie unautorisiert an der Handlung von Bram Stokers Dracula. Ein von der Witwe Stokers angestrengter Urheberrechtsprozess, in dessen Folge die Vernichtung aller Kopien verfügt wurde, blieb ohne Erfolg: Nosferatu überlebte und der ikonische, von Max Schreck verkörperte Protagonist hat seitdem zahlreiche Wiedergänger in der Populärkultur gefunden. Seine Spuren, ebenso wie die seiner Nachfolger, von Bela Lugosi bis Tilda Swinton, führen zu Comics, Plattencovern, TV-Serien und Videospielen.
Was den Vampirfilm angeht, so stellen ewige Wiederkehr und eine ausgeprägte Referenzialität paradigmatische Konstanten dar. Zugleich hat das Genre zahlreiche Wandlungen durchlaufen und stets mit dem Zeitgeist Schritt gehalten. Dienten die Untoten anfangs als Projektionsfläche xenophober Vorurteile und Ängste, sind sie heute auch in der Lage, Kapitalismuskritik und Coming-of-Age-Fantasien Ausdruck zu verleihen. Ziel des Seminars ist es, den Entwicklungen, Konstanten und Brüchen in der Geschichte des Vampirfilms nachzuspüren und in diesem Zusammenhang auch intermediale Verschränkungen aufzuzeigen. Nicht zuletzt soll den Ursachen für die ungebrochene Beliebtheit der Blutsauger auf den Grund gegangen werden. Die zu behandelnden Filmen umfassen neben Klassikern auch unbekanntere Werke, etwa von Friedrich Wilhelm Murnau, Carl Theodor Dreyer, Mario Bava, Roman Polanski, Jaromil Jireš, Hans W. Geißendörfer, Werner Herzog, Kathryn Bigelow, Neil Jordan, Tomas Alfredson, Jim Jarmusch, Taika Waititi und Ana Lily Amirpour.