Seminar: Grenzpolitik(en). Kolonialität, Visualität, Regimes SoSe 2022

TU Dresden | Sommersemester 2022 Seminar: Grenzpolitik(en). Kolonialität, Visualität, Regimes SoSe 2022

Christopher Nixon, M.A.
Dienstag (6) 16:40-18:10 Uhr
Raum: GER/054/U
Beginn: 05.04.2022

 

POL-WO-Forschung
PHIL-PV-THEO-2
PHF-SEBS-GK-17


In der polnischen Zivilgesellschaft regt sich Protest und Widerstand gegen die Grenzpoli­tik der Regierung. Während Lukaschenko auf der einen Seite der EU-Außengrenze zwi­schen Polen und Belarus die Geflüchteten zu einem Druckmittel macht, häufen sich Be­richte, dass die polnische Regierung wiederum illegale Push-Backs durchführt und damit gegen internationales Recht verstößt. Auf der gemeinsamen 186 Kilometer langen Land­grenze soll nun für 366 Millionen Euro ein Stacheldrahtverhau errichtet werden, der mit seinen Bewegungsmeldern und Kameras für ein neues europäisches Grenzregime stehen soll.

Wie der von Donald Trump an der US-amerikanischen Südgrenze zu Mexiko imaginierte Mauerbau visualisieren diese und andere Grenzen eine „ikonografische“ Bildpolitik des Nationalstaats, wie sie zugleich als „Ikonen des Untergangs“ und „Projektionsfläche für Fantasien“ (Wendy Brown) seinen Souveränitätsverlust bezeugen. Dieser Widerspruch ist der globalisierten Welt eingeschrieben, deren Öffnung von Märkten wie Mobilität von Gütern und Menschen stets schon eine stratifikatorische Schließung begleitete.

Zu Grenzen werden durch die weltweite Migration, die Krieg, politische Verfolgung und Armut verursachen und oft in direktem Zusammenhang mit der kolonialen Vergangenheit und europäischen Ausbeutung stehen, ganze Länder und Lager (für Geflüchtete, „illegale“ Migrant:innen wie die detention centers in den USA …), die das „biopolitischen Paradigma der Moderne“ (Giorgio Agamben) darstellen. Diese Grenzen trennen den Globalen Norden und Süden und setzen die ontologische, epistemische und politische Gewalt des Kolo­nialismus fort.

Im Seminar untersuchen wir, ausgehend vom Souveränitätsverlust der Nationalstaaten, die Politik, Kolonialität und Visualität der Grenze und ihrer Grenzregimes, wobei wir die Perspektive und Geschichte(n) der postkolonialen Subjekte in Anschluss an Gloria Anza­ldúa in unseren theoretischen Erwägungen nicht aus den Augen verlieren. Einzelbeispiele werden die polnisch-ungarische Grenze in Europa sowie die Arbeit der europäischen Agentur für Grenz- und Küstenwache (Frontex), die US-amerikanisch-mexikanische Grenze sowie die Situation in den „Flüchtlingslagern“ in Libyen sein.

Die Lehrveranstaltung folgt einem diskriminierungskritischen und intersektionalen An­satz. Es sind deshalb alle Studierenden ausdrücklich herzlich eingeladen, sich mit ihren jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven einzubringen.

 

Zur Einführung empfohlene Literatur:

 

A Companion to Border Studies. Hrsg. v. Thomas M. Wilson u. Hastings Donnan. Hoboken 2016.

Anzaldúa, Gloria, Borderlands. The New Mestiza. San Francisco 2012.

Brown, Wendy: Mauern. Die neue Abschottung und der Niedergang der Souveränität. Berlin 2018.

Kasparek, Bern: Europa als Grenze. Eine Ethnographie der Grenzschutz-Agentur Frontex, Bielefeld 2021.

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