Humpty Dumpty's Irrtum - oder: Über Sprache und ihre Bedeutung

Titelbild des Kurses
TU Dresden | Wintersemester 2022 / 2023 Humpty Dumpty's Irrtum - oder: Über Sprache und ihre Bedeutung

„I don't know what you mean by ‘glory,’“ Alice said.
Humpty Dumpty smiled contemptuously. “Of course you don't—till I tell you. I meant ‘there's a nice knock-down argument for you!’”
“But ‘glory’ doesn’t mean ‘a nice knock-down argument’,” Alice objected.
“When I use a word,” Humpty Dumpty said, in rather a scornful tone, “it means just what I choose it to mean—neither more nor less.”
“The question is,” said Alice, “whether you can make words mean so many different things.”
“The question is,” said Humpty Dumpty, “which is to be master—that's all.”

***

 

Humpty Dumpty mangelt es wohl an Vielem – aber sicherlich nicht an Selbstbewusstsein. Denn wie der obige Textausschnitt aus Lewis Carrolls Roman Alice hinter den Spiegeln (1871) offenbart, denkt Humpty Dumpty, er könne die sprachliche Bedeutung unserer Wörter (wie „Ruhm“) einfach selbst festlegen. Wenn Humpty Dumpty will, dass „Ruhm“ nichts Anderes als „ein schönes zwingendes Argument“ heißt, dann setzt er sich damit durch (so glaubt er zumindest). Denn was zählt ist einzig, „wer die Macht hat“.

Dass Lewis Carroll seiner Figur diese etwas größenwahnsinnige metasemantische Überzeugung zuschreibt, sollte wohl Beleg genug dafür sein, dass Humpty Dumptys Meinung darüber, wie Sprache funktioniert, der landläufigen Ansicht zufolge in die Welt des Absurden gehört. Die sprachlichen Bedeutungen eines Worts wie „Ruhm", so scheint es, kann eine Einzelperson nicht einfach willkürlich festlegen. Warum das so ist und wie Wörter stattdessen zu ihren Bedeutungen kommen, ist jedoch gar nicht so leicht zu beantworten. Sprachphilosoph*innen beißen sich an dieser Frage seit Langem die Zähne aus.

Dieses Seminar will der Frage nach der Bedeutung unserer Wörter genauer auf den Grund gehen. Wie kommt’s, dass unsere sprachlichen Ausdrücke das bedeuten, was sie bedeuten? Und was ist sprachliche Bedeutung überhaupt? Zu dieser Thematik lesen und diskutieren wir klassische Texte der analytischen Sprachphilosophie von Frege, Kripke, Putnam, Burge, Grice und anderen (in den englischsprachigen Originalen; Übersetzungen werden aber, wenn möglich, zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt).

Diese Texte sind sehr einflussreiche und philosophisch lohnenswerte Schmankerl – sie sind aber auch manchmal etwas knifflig und bedürfen ein wenig philosophischer Detektivarbeit. In den Seminarsitzungen werden wir uns daher in intensiver Textarbeit gemeinsam von Abschnitt zu Abschnitt hangeln und den Argumenten zusammen auf den Grund zu gehen versuchen. (Die Sitzungen können deswegen nur dann gelingen, wenn alle gut vorbereitet sind.) Die zu lesenden Textabschnitte werden i.d.R. recht kurz sein und in der Vorbereitung von Lektürefragen begleitet.

Ziel des Seminars ist es, gemeinsam grundlegendes sprachphilosophisches Wissen zu erarbeiten. Es sollen durch die enge Auseinandersetzung mit den Texten aber auch philosophisches Handwerkszeug sowie analytische Fähigkeiten vermittelt werden, die sich im Laufe des weiteren Studiums – beim Lesen wie Schreiben von Texten – als nützlich erweisen dürften.

 

Prüfungsleistung:

Die genaue Ausgestaltung der Prüfungsleistungen wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

 

Zielgruppe:

Das Seminar richtet sich v.a. an schon etwas fortgeschrittenere Studierende, die die Vertiefungsvorlesung zur Theoretischen Philosophie möglichst schon absolviert haben. (Auch Studierende jüngeren Semesters sind aber natürlich herzlich willkommen.)

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