Historische Berufspädagogik VORLESUNG in Präsenz im 1. Semester 2022/23

TU Dresden | Wintersemester Historische Berufspädagogik 1. Semester 2022/23

Historische Berufspädagogik 1. Semester 2022/23

Allgemeine Hinweise: Die am 10. Oktober 2022 beginnende Vorlesung ist Teil des Moduls BW 1, wozu auch die "Systematische Berufspädagogik" und die "Berufliche Sozialisation" gehören". Jeder der drei Teile umfasst im Wintersemester 2022/23 je 1 SWS. Zu den Inhalten des gesamten Moduls findet im Februar 2023 eine Prüfungsklausur statt.

Ort und Zeit: Vorlesung, Montag in der 2. DS im KLEMPERER-SAAL als Präsenzveranstaltung. Sie wird nicht digital aufgezeichnet. Eine parallele ONLINE-VO und ein Tutorium sind nicht vorgesehen. 

Inhalte: Die Themen der "Historischen Berufspädagogik" tragen dazu bei, die gesellschaftlichen Zusammenhänge von Arbeit und Erziehung bzw. Beruf und Bildung verstehen zu können und die dafür notwendigen Fachbegriffe zu erwerben. Zu den Themen gehören die anthropologischen Grundlagen der Entstehung von Arbeit und Denken, die Entwicklung von Werkzeugen und Sprache. Über die Antike und das Mittelalter hinaus vollzieht sich eine zunehmende Arbeitsteilung und berufliche Differenzierung. Die typisch christliche Idee einer Berufung des Menschen für einen bestimmten sozialen Stand und zu einer religiösen Pflicht zur Arbeit eines jeden Menschen in seinem Beruf verbreitet sich ausgehend von der Reformation bis in das 17. Jahrhundert hinein und beeinflusst die Didaktik von Jan Amos Comenius und die Pädagogik des Pietismus.

Erst zögerlich verliert sich im 18. Jahrhundert im Zuge der Aufklärung der religiöse Gehalt der Berufsarbeit und Arbeitserziehung, an dessen Stelle nach und nach eine säkularisierte Vorstellung der bürgerlichen Gesellschaft tritt. Das Bildungsbürgertum ist wesentlich ein Berufsbürgertum. Der Mensch ist nahezu lebenslang ein Berufsmensch - dies seine Chance und sein Schicksal. Bildung ist der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. 

Dies führt in der klassischen Pädagogik des 19. Jahrhunderts bei Johann Heinrich Pestalozzi und bei Adolph Diesterweg und anderen zu einer weitgreifenden Diskussion über den widersprüchlichen Zusammenhang zwischen Berufs- und Menschenbildung bzw. zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung. Damit knüpfen die Überlegungen der Vorlesung an Fragen an, die auch ein Problem der Gegenwart unseres Jahrhunderts sind: Wieviel Allgemeinbildung ist möglich, wieviel spezielle Berufsbildung notwendig. Worin bestehen die durch eine Berufs-Ausbildung vermittelten Grundlagen als Voraussetzung für eine spätere Berufs-Weiterbildung. Und in welcher Beziehung stehen theoretischer Unterricht und praktische Ausbildung zueinander, welche Funktion hat das eine für das andere, wodurch die Vielschichtigkeit des Theorie-Praxis-Problems sichtbar wird.  

Diese erwähnten Probleme der Geschichte sind nicht selten die selben Fragen auch der Gegenwart. Insofern trägt historisches Wissen zu einer Entwicklung gesellschaftlicher Urteilsfähigkeit bei und ist für ein Studium der Berufspädagogik unabdingbar. 

Dr. paed. habil. Dieter Grottker

September 2022

 

 

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