RITTER Polnische Displaced Persons in Norddeutschland (S1, 272000-001, SpM)
In der nahe der Grenze zu den Niederlanden gelegenen Stadt Haren (Ems) befand sich von 1945 bis 1948 ein Displaced Persons-Camp für bis zu 5000 Personen zumeist polnischer Herkunft. Die deutschen Harener waren ins Umland evakuiert worden. Die neuen polnischen Bewohner benannten den Ort in Maczków um und schufen eine polnische Mustergemeinde mit eigener Selbstverwaltung, polnischen Institutionen und einem polnischen Kulturleben.
Was für die Deutschen einen traumatischen Schock bedeutete, stellte für die polnischen Bewohner die Chance für eine Neuanfang nach den im Zweiten Weltkrieg erlittenen Qualen dar.
Nachdem dieser Teil deutsch-polnischer Geschichte lange Jahrzehnte auf beiden Seiten verschwiegen wurde, existiert nun in Haren ein Dokumentationszentrum zu diesem Thema, und auch in Polen erfährt es große Aufmerksamkeit.
Auf unserer Exkursion wollen wir drei Fragen nachgehen:
1. Ereignisgeschichte: Mithilfe der Materialien des Dokumentationszentrums wollen wir Maczków als historisches Phänomen kennenlernen, wichtige Schauplätze vor Ort besuchen und mit lokalen Akteuren sprechen.
2. Erinnerungskonkurrenz: Welche Rolle spielte Maczków in der polnischen wie in der deutschen Erinnerungskultur, warum kam es zu Tabuisierungen und welche Ansätze zur Aufarbeitung gab es?
3. Maczków heute: Haren präsentiert sich heute als Ferienort im Emsland. Welche Rolle spielt Maczków in der öffentlichen Präsentation Harens? In Polen nimmt das Maczków-Thema spätestens mit der Geschichtskonzeption der PiS-Regierung eine zentrale Stellung ein. Wie verhalten sich beide Perspektiven zueinander?
Für die Veranstaltung sind Polnischkenntnisse wünschenswert, aber nicht erforderlich.
Ort: Haren/Ems und Umgebung
Zeit: 03.09. - 09.09 2023