Betreuen von Studierenden im Labor

Gewinn

Wie motiviere ich meine Studierenden?

  1. Schaffe einen persönlichen Gewinn für Deine Studierenden!
    1. • Anerkennung für bisherige Leistungen
    2. • Augenhöhe
    3. • Unsicherheiten adressieren
    4. • Wertschätzung der individuellen Arbeitsleistung
    5. • Geschichten aus dem Labor
    6. • Zeitersparnis
    7. • Persönliche Untersuchungs-Gegenstände
    8. • Spaß-Übung
    9. • Kleine Herausforderung
    10. • Gemeinsame Pausen
    11. • Feiern von Erfolgen in der Gruppe

Schaffe einen persönlichen Gewinn für Deine Studierenden!


Die fachliche Motivation adressierst Du bei der Anmoderation. Wenn jedoch Ausdauer, Disziplin und Arbeitseinsatz gefragt sind, reicht die fachliche Motivation oft nicht. Die persönliche Motivation muss angesprochen werden, am besten über einen Gewinn - zusätzlich zu den Lehrinhalten. Die Zeit, die Du dafür investierst, lohnt sich, denn motivierte Studierende arbeiten engagierter mit. Kannst Du einen oder zwei der folgenden Punkte in Dein Laborpraktikum integrieren?


• Anerkennung für bisherige Leistungen

z.B. „Willkommen im Praktikum Thermische Grundoperationen. Ich habe mich gefreut, als ich hörte, dass ich mit Ihnen dieses Laborpraktikum durchführen darf. Sie sind hier, weil Sie die Eingangsklausur bestanden haben. Das ist eine großartige Leistung. Die Klausur ist sehr anspruchsvoll. Außerdem habe ich von Ihrer Professorin aus der Verfahrenstechnik gehört, dass Sie alle sehr motiviert und fleißig sind.“


• Augenhöhe

z.B. „Wenn Sie einverstanden sind, dann können wir gern zum Labor-"Du" übergehen. Mein Name ist Julia und vor sieben Jahren habe ich, wie ihr heute, als Studierende das physikalische Grundpraktikum begonnen – allerdings ziemlich ahnungslos, denn ich war leider schlecht vorbereitet. Das war so … “


• Unsicherheiten adressieren

z.B. „Im ersten Semester des Pharmazie-Studiums ist alles im Labor neu für Sie. Unsicherheiten und Ängste sind nichts Ungewöhnliches. Bevor Sie mit der Arbeit beginnen, setzen wir uns nochmal alle zusammen. Wer möchte, kann sagen, was ihr oder ihm Sorgen in Hinblick auf die Arbeit bereitet. Zu Ihrer Beruhigung werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass Sie nicht die einzige Person sind, der es so geht.“


• Wertschätzung der individuellen Arbeitsleistung

z.B. „Mir fällt auf, dass Sie sich wirklich große Mühe geben, den Versuch gründlich durchzuführen. Ich schätze ihr exaktes Arbeiten.“


• Geschichten aus dem Labor

<i>Rührer vorher</i>
Rührer vorher
<i>Rührer nachher</i>
Rührer nachher

z.B. „Wir hatten mal einen abgebrannten Heizrührer im Kühlraum bei einer Über-Nacht-Elektrophorese, weil die Experimentatorin statt der Rührfunktion den Heizblock angestellt hatte - und das Methanol im Puffer sich entzündete.“ (Text und Fotos von http://pwnedexperiments.blogspot.com)




• Zeitersparnis

z.B. „Wer von Ihnen würde heute gerne 14:30Uhr statt 16:00Uhr nach Hause gehen? Das ist absolut realistisch schaffbar, wenn wir gut zusammenarbeiten. Ich erkläre Ihnen jetzt den organisatorischen Ablauf des Versuches in fünf Minuten. Wer sich das merken kann, spart eine Menge Zeit orientierungslosen Herumstehens in den Mess-Zwischenzeiten. Eine Person pro Team kann alles mitschreiben, die anderen sollten gut zuhören.“


• Persönliche Untersuchungs-Gegenstände

z.B. „Sie sollen als mikrobiologische Proben sogenannte Abklatschpräparate anfertigen. Wenn Sie möchten, dürfen Sie diese von zu Hause nehmen. Ein Abklatschpräparat wird von einer Oberfläche, wie der Arbeitsplatte oder dem Toilettensitz (Foto: Probenentnahme, labor-fladerer.de), genommen. Abklatsch-Platten werden mit der Agarschicht auf die zu untersuchende Stelle gedrückt, nach wenigen Sekunden wieder abgehoben und geschlossen.“

z.B. „Wir werden Ovalbumin aus Hühnereiern isolieren. Wer möchte, kann selbst ein Ei mitbringen und wir schauen am Ende, mit welchem Ei die besten Ergebnisse erzielt werden konnten .“


• Spaß-Übung

z.B. „Wir werden einen Schoko-Kuss zentrifugieren. Schauen Sie mal, was passiert!“

z.B. „Verändern Sie die Schwingung dieses Pendels mithilfe eines Gegenstandes, den Sie bei sich führen!“


• Kleine Herausforderung

z.B. „Füllen Sie bitte 130 ml Wasser ab. Benutzen Sie keine Hilfsmittel, wie Messbecher, Messzylinder oder Pipetten, dafür!“

z.B. „Bitte unterbrechen Sie kurz Ihre Arbeit. Schauen Sie sich den Aufbau der Schaltung an, die ich hier gerade nebenbei aufgebaut habe! Was wird passieren, wenn ich den Strom anschalte? Bitte beraten Sie das kurz untereinander.“

z.B. „Ein kleiner Test vorab: Versuchen Sie mal intuitiv die elektrische Schaltung in 60 Sekunden aufzubauen ohne Strom anzulegen. Ich schau mir dann an, ob jemand das richtige Gespür hatte."


• Gemeinsame Pausen

z.B. „Sie arbeiten alle bis Schritt 3 des Laborversuches. Danach machen wir gemeinsam Pause und ich lade Sie ein mit mir draußen eine Runde Frisbee zu spielen.“


• Feiern von Erfolgen in der Gruppe

z.B. „Wenn Sie alle mit diesem Laborversuch fertig sind, gebe ich Ihnen einen Kaffee aus.“

z.B. „Wenn das Praktikum vorbei ist, gehen wir zusammen ein Bier trinken.“

z.B. „Im Anschluss an den letzten Tag vom Biotechnologie-Praktikum schauen wir zusammen den Film Jurassic Park im Hörsaal.“



Julia Franke, 2023


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