Blockseminar: Werner Flachs Konzeption der Erkenntnislehre
Am 27. Februar 2023 ist Werner Flach im Alter von 92 Jahren verstorben. Mit Peter Baumanns, Konrad Cramer, Wolfgang Cramer, Klaus Düsing, Karen Gloy, Gotthard Günther, Hermann Krings, Wolfgang Janke, Gerold Prauss, Peter Rohs sowie Hans Wagner – um nur einige zu nennen – gehört(e) er zu der eher kleinen Minderheit von deutschen Philosophen, welche im Anschluss an die Schulen des Neukantianismus der Vorkriegszeit und/oder in Auseinandersetzung mit der bis heute eher „bieder“ anmutenden Nachkriegskantforschung und Nachkriegsidealismusforschung versucht hatten, eine zeitgemäße systematische Weiterentwicklung der Transzendentalphilosophie und des „Idealismus“ erreichen zu können. Dies beinhaltete für Werner Flach insbesondere eine Verteidigung der Transzendentalphilosophie gegen die Ansätze der aufkommenden analytischen Philosophie – aber eben gerade auch eine dezidierte Kritik an den einschlägigen Konzeptionen von Karl-Otto Apel und von Jürgen Habermas. In dem bereits 1981 in seinen Grundlinien als Manuskript fertiggestellten und leider erst 1994 publizierten voluminösen Hauptwerk „Grundzüge der Erkenntnislehre“ entwickelte Flach eine eigenständige „Erkenntnislehre“, die sich insbesondere als transzendentalphilosophisches Alternativangebot zur analytischen Philosophie der damaligen Zeit zu präsentieren beabsichtigte. Trotz der vielen Jahre, die mittlerweile zwischen der Abfassung dieser Monographie und der heutigen Zeit ins Land gegangen sind, ist Flachs „Erkenntnislehre“ immer noch ein wichtiges und lehrreiches Buch, das nicht wieder nur ein lauwarmes erkenntnistheoretisches, nur schwach gewürztes Süppchen erneut aufkocht, sondern das vielmehr eine originelle eigenständige gnoseologische Perspektive zur Geltung bringt. Sollten Sie allerdings eine unbezähmbare Aversion gegenüber Systemphilosophie hegen und sich deshalb nicht zur Lektüre von Flachs Opus entschließen wollen, bedenken Sie bitte dies: Unterschiedliche philosophische Strömungen thematisieren oftmals unbemerkt differente wissenschaftliche Gegenstände mit nahezu identischen Termini, ohne dass diese Gegenstände jedoch in Wahrheit identisch wären. „Erkenntnislehre“ im Flach’schen Sinne entspricht nicht jener Erkenntnistheorie, deren Verständnis Sie sich in Ihrem Studium prüfungstauglich erarbeiten sollen. „Erkenntnislehre“ ist nach Flach im Kern Prinzipientheorie des geltungsvalenten Urteils, die alle Geltungsmodi und Geltungsgebiete fundieren will. Es geht hier nicht primär um die eher in sich „homogene“ Frage, ob, inwiefern und wie wir Wissen von der Welt haben können, sondern diese Frage verwiese in Flachs „Erkenntnislehre“ nur auf eines von deren Unterproblemen. Der Prozess der Internationalisierung der Philosophie legt eine Standardisierung von deren Termini nahe. Insbesondere im Bereich der theoretischen Philosophie scheint das Vokabular der analytischen Philosophie für eine solche Standardisierung besonders gut geeignet zu sein. Mag sein. In jedem Falle behindert aber eine Normierung von Terminologien das Verständnis und vor allem die Rezeption bestimmter philosophischer Ansätze, die abseits der Reflexionswege der zeitgenössischen herrschenden analytischen „Schulphilosophie“ liegen – und verursacht damit eine systematisch-wissenschaftliche Blickverengung. Philosophie ist keine Naturwissenschaft mit festgelegter Terminologie. Das Blockseminar findet 2024 an den letzten drei Februarsamstagen statt. Am 24. November 2023 findet 13.00 Uhr eine digitale Vorbesprechung statt. Dazu erhalten Sie rechtzeitig den Link. Sie sollten sich zügig bei Opal für das Blockseminar einschreiben. Wahrscheinlich findet das Blockseminar digital statt.
Bitte besorgen Sie sich bis zu diesem Datum diesen Seminartext:
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