Buddhistische Perspektiven auf Selbst und Nicht-Selbst - Gruppe A
„Kein Ich, kein Problem“ – so lautet eine popkulturelle Zuspitzung der zentralen buddhistischen Lehre des Anatta, des Nicht-Selbst. Viele Buddhist:innen gehen davon aus, dass es so etwas wie ein „Ich“ oder ein „Selbst“ nicht gibt. Wer also sein „wahres Selbst“ finden oder in authentischem Handeln ausdrücken will, der würde laut dieser Idee von einem sachlich falschen Gedanken ausgehen. Aber laut den genannten Buddhist:innen ist die Idee, dass es so etwas wie ein Selbst gibt, nicht nur sachlich falsch: die Idee sei auch ethisch problematisch. Die genannten Buddhist:innen gehen sogar davon aus, dass die Annahme, es gebe so etwas wie ein Selbst, die Hauptquelle für vermeidbares menschliches Leiden ist. Das Durchschauen der Illusion des Selbst sei damit erforderlich, um leidfrei und ethisch gut zu leben. Bei diesem Gedankengang stellt sich natürlich umgehend eine Vielzahl von Fragen: Was genau ist mit dem „Selbst“, das es nicht geben soll, gemeint? Warum genau gibt es das Selbst laut den Buddhist:innen nicht? Warum genau soll die Annahme, es würde existieren, zu Leid führen? Verschiedene buddhistische Quellen haben diese Fragen unterschiedlich beantwortet und verschiedene zeitgenössische Autor:innen unterschiedliche Interpretationen entwickelt. Im Seminar schauen wir uns sowohl verschiedene buddhistische Quellen an als auch zwei höchst aktuelle, einer widersprechende Interpretationsansätze. Am Ende wollen wir nicht nur herausfinden, wie man die genannten buddhistischen Quellen am besten interpretieren sollte, sondern auch, welche Sichtweise in systematischer Hinsicht am überzeugendsten ist.
Für die Kursteilnahme ist es erforderlich, zu jeder Sitzung einen ca. 15-seitigen Text auf Englisch zu lesen.
Diese Veranstaltung wird in zwei Parallelgruppen angeboten. Teilnehmende werden gebeten, sich für eine der beiden Gruppen zu entscheiden.
Die Literatur wird elektronisch zur Verfügung gestellt.