Brunica und Brusnica. Die Braunkohle in der Lausitz aus Perspektive der deutsch-sorbischen Diskursge
„Die Kohle“ bildet in der modernen Geschichte des sorbischen Volks einen der zentralen diskursiven Kristallisationspunkte. In der Auseinandersetzung mit dem Rohstoff und den Folgen seiner Gewinnung werden seit mehr als einem Jahrhundert aus sorbischer Perspektive Fragen nach dem Platz der eigenen Gruppe in der Moderne und nach dem individuellen wie kollektiven Preis des Fortschritts gestellt. Der Braunkohlebergbau ist sowohl gattungsübergreifendes Sujet für zentrale Werke der sorbischen Kunstgeschichte wie stetiges Thema der minderheiten- und erinnerungspolitischen Arbeit. Aber auch aus der deutschen, mehrheitsgesellschaftlichen Perspektive „zur Kohle“ finden sich prägnante Zugänge für den Blick auf „das Sorbische“.
Das Seminar bietet einen fundierten interdisziplinären Einblick in diesen Diskurs. Die Teilnehmer:innen lernen wirtschafts- und sozialgeografische Perspektiven ebenso kennen, wie ethnologische Zugänge und kunstwissenschaftliche Forschungsansätze zu den Gattungen Literatur, Film, Bildender Kunst und Fotografie. Damit erhalten sie einen breiten Überblick über verschiedene Themenfelder der zeitgenössischen Sorabistik in ihrer charakteristischen transdisziplinären Ausrichtung. Indem sowohl die Mehrheits- wie Minderheitenperspektive thematisiert wird, schärft das Seminar das Verständnis für interkulturelle Positionierungen. Zwei Exkursionen in die Lausitz bieten in Abstimmung mit den Teilnehmer:innen die Möglichkeit der Vertiefung im Forschungsfeld.
Das Seminar ermöglicht am Beispiel des sorbischen/wendischen Volkes Einblick in den hochaktuellen Diskurs um Technik/Ressourcenverbrauch und ortsgebundene Vorstellungen von Kultur. Es vertieft die interkulturelle Kompetenz der Teilnehmer:innen und offeriert einen guten Überblick über die sorabistische Praxis in Theorie und Forschung.
Das Lehrangebot richtet sich an BA- und LA-Studierende der Slavistik, Germanistik und Geschichte. Sorbische Sprachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, können aber bei der Literaturauswahl in Abstimmung mit den Studierenden berücksichtigt werden.
Zeit: Freitag 11:10 Uhr - 12:40 Uhr
Ort: BSS/0149/U