Einführung in die soziologische Systemtheorie

Lab für Organisations- und Differenzierungsforschung | Winter semester 2025 / 2026 Einführung in die soziologische Systemtheorie

Dr. Rolf Nichelmann
Di., 09:20–10:50 (2. Doppelstunde)
Raum: ABS/213/U 
Beginn: 14.10.2025
Einschreibung ab 30.09.2025, 9:00 Uhr, bis 20.09.2025, 12 Uhr

Inhalt, Kommentar

Die These, dass die Entwicklung der Gesellschaft in zentralen Hinsichten durch Prozesse ihrer Differenzierung gekennzeichnet ist, hat in der Soziologie eine lange Tradition und wurde schon früh von so unterschiedlichen Autoren wie Herbert Spencer, Émile Durkheim und Georg Simmel vertreten. Erst mit den Systemtheorien Talcott Parsons’ und Niklas Luhmanns hat sich jedoch in der Soziologie auch in begrifflicher Hinsicht die Auffassung durchgesetzt, dass die moderne Gesellschaft in zentralen Hinsichten eine funktional differenzierte Gesellschaft ist. Funktionale Differenzierung meint dabei, dass sich innerhalb der Gesellschaft eine Reihe von autonom gestellten Funktionssystemen wie Recht, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gebildet haben und jedes dieser Systeme für ein besonderes gesellschaftliches Problem „zuständig“ ist. Wir werden im Seminar die begrifflichen Mittel kennenlernen, die die maßgeblich von Niklas Luhmann entwickelte soziologische Systemtheorie bereitstellt, um die Eigenheiten einer solchen funktional differenzierten Gesellschaftsordnung zu beschreiben.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die 1986 erschienene Monographie „Ökologische Kommunikation“. Luhmann versucht in dieser Studie, seine Theorie der Gesellschaft auf ökologische Fragen wie den Klimawandel und das Artensterben anzuwenden und zu zeigen, dass die moderne Gesellschaft aufgrund ihrer Differenzierung in verschiedene Funktionssysteme Schwierigkeiten damit hat, auf sie „angemessen“ zu reagieren. Wir werden unter anderem diskutieren, ob seine Überlegungen helfen können, die Entwicklungen verständlich zu machen, die die „ökologische Frage“ in den vergangenen Jahren genommen hat: Denn angesichts ihrer unveränderlichen Dringlichkeit fällt auf, dass sie zunächst erhebliche Prominenz erlangt hat (abzulesen etwa am Aufstieg von Klimaschutzbewegungen wie Fridays for Future und der Letzten Generation); nur um neuerdings wieder von anderen Leitthemen (Migration, Sozialstaat) abgelöst zu werden.

Teilnahmevoraussetzungen

Bereitschaft, sich auf Grundlage der Seminarliteratur intensiv auf die Sitzungen vorzubereiten;
Bereitschaft, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu verfolgen.

Hinweise zu den Leistungsanforderungen

Die Anforderungen an die Prüfungsvorleistung werden in der ersten Seminarsitzung spezifiziert.

Literaturangaben

Baecker, Dirk (2006): Zu viel Kausalität, zu wenig Resonanz? Becks Risikogesellschaft und Luhmanns Ökologische Kommunikation, in: politische ökologie 100, 41-45.
Kieserling, André (2022): Ökologische Kommunikation. Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?, in: Ibrahim, Youssef/Rödder, Simone (Hrsg): Schlüsselwerke der sozialwissenschaftlichen Klimaforschung, Bielefeld: transcript, 153-157, DOI: 10.14361/9783839456668-025
Luhmann, Niklas (1986): Ökologische Kommunikation. Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?, Opladen: Westdeutscher, URL: https://doi.org/10.1007/978-3-663-05746-8.

 

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