Der Frosch, ein Medium? Einführung in die Medienwissenschaft

TU Dresden | Sommersemester 2015 Der Frosch, ein Medium? Einführung in die Medienwissenschaft

Mit seinem Aufsatz „Der Frosch – ein Medium?“ verfolgt der Medienwissenschaftler Stefan Rieger ein zweischneidiges Projekt; einerseits reagiert er auf einen inflationären Einsatz des Medien-Begriffs in den Medien- und Kulturwissenschaften der letzten zehn Jahre. So wurde neben den (technischen) Kommunikationsmedien und künstlerischen Medien auf einmal sämtliche Alltagsgegenstände zum Medium erklärt, kontraintuitive Themen unter einem medientheoretischen Ansatz verhandelt: Mode, Möbel oder gar Tiere wurden zu Medien. Andererseits legt Rieger mit einem Rückgriff auf die Wissenschaftsgeschichte, speziell auf das wissenschaftliche Experiment dar, wie der Frosch tatsächlich zum Medium avancierte. Die Lektion Riegers könnte man mit dem Titel eines Aufsatzes von Joseph Vogl (Medien-werden) konturieren, ein Medium muss erst durch einen bestimmten diskursiven und historischen Zusammenhang zu einem solchen werden. Ein Medium ist nicht per se, d.h. apriori ein Medium. Ein solcher Ansatz wird von den meisten philosophischen Ansätzen der Medientheorie favorisiert, dabei ist der zentrale Gedanke, dass ein Medium, um eine bestimmte Botschaft zu vermitteln, immer latent bleiben muss, daher die Medialität hinter die Botschaft zurücktritt. Erst da, wo das Medium in seiner Latenz versagt, mache es sich selbst sichtbar, hörbar bzw. wahrnehmbar. Wir kennen alle solche Störungen unserer Medien, das weiße Rauschen des Fernsehers, das Rauschen des Radios oder Telefons, ein Browser ohne Internetzugang, eine unleserliche Handschrift ... etc. Marshall McLuhan der erste selbst deklarierte Medientheoretiker ging sogar so weit zu behaupten, dass die Botschaft das Medium selbst sei. In diesem Seminar wollen wir uns mit den führenden Medienbegriffen (Toronto School, Luhmann, Kittler und Schüler, Krämer, Mersch, Vogl) ebenso wie mit solchen avant la lettre (Benjamin, etc.) auseinandersetzen und sehen, was die Medienwissenschaft eigentlich als Wissenschaft ausmacht. Da es Ziel des Seminars sein soll, die Medienbegriffe auch am Beispiel zu diskutieren, ist vorgesehen, nach einer 2stündigen Einführung (und gemeinsamen Projektplanung für das Semester, auf ein 4stündiges Seminar (alle 2 Wochen) umzusteigen, so dass genug Diskussionsraum für die auf unsere Texte zu beziehenden Beispiele (wie Film, Literatur, Musik, Video, Bild, Fotografie... etc.) bleibt. Das Seminar spricht vor allem jene Studierende an, die ihre Lehre gerne mitgestalten wollen.

Stefan Rieger: Der Frosch – ein Medium?“, in: Alexander Roesler, Stefan Münker (Hg.), Was ist ein Medium? Frankfurt: Suhrkamp 2008, 285-303. Vogl, Joseph: Medien-Werden: Galileis Fernrohr. In: Mediale Historiographien H. 1 (2001),S. 115–123.

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