WS2015/2016 PS: Le roman des années 1930: la littérature et le peuple
Wirtschaftliche und soziale Krisen, Arbeitslosigkeit und die politische Instabilität der Regierungen der Troisième République: Dies sind nur einige der Probleme, mit denen Frankreich in den Dreißiger Jahren konfrontiert wird. Wichtig ist hier auch die Rolle der Literatur, die zur Diskussionsplattform sozialer und politischer Themen wird und sich in diesem Hinblick gezielt von den Sprachexperimenten der Avantgarden entfernen soll, um die real erfahrbaren Probleme der extratextuellen Welt darzustellen. Aus diesem Grund tritt bereits zum Ende der années folles ein besonderes Begriffsfeld in den Vordergrund literarischer Auseinandersetzung: Literatur wird vor allen Dingen im Bezug zum Wortfeld des „peuple“ diskutiert, was sich vor allen Dingen in den literarischen Strömungen des roman populiste um den Romancier und Literaturkritiker Léon Lemonnier und die Ausbildung einer littérature prolétarienne bei Henry Poulaille manifestiert. Doch auch andere, bis heute hin viel rezipierte Autoren wie Louis-Ferdinand Céline und Raymond Queneau reihen sich in die neue Thematik und ihre Motive ein: Die Banlieue, Literarisierung mündlicher Sprachformen (Blank) wie des argot und des français populaire, Armut, prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse sowie Krisenszenarien im Leben der „petites gens“ finden ihre Darstellung in den Werken beider Autoren.
Ausgehend von Voyage au bout de la nuit (1932) von Louis-Ferdinand Céline und Le Chiendent (1933) von Raymond Queneau sollen die oben genannten Themenfelder in Bezug mit Sprach- und Narrationsinnovationen der beiden Autoren beleuchtet werden. Der Kurs soll darüber hinaus auch Einblick in Werke weiterer Autoren wie Eugène Dabit, Louis Guilloux, Pierre Mac Orlan oder Emmanuel Bove bieten. Somit erhalten die Studierenden die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit der literarischen Konzeption des „peuple“; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können aktiv die Schnittstelle zwischen Soziologie, Politik und Literatur erforschen, die die Romane offenlegen, und erarbeiten, dass die Literatur Frankreichs zum Ausdrucksmittel einer politischen, aber auch narrativen Krise (nach Nünning) der Demokratie und des sozialen Zusammenhalts wird.