Emotionen in Zweierbeziehungen
Zusammenfassung des Basistext 01:
Scheve, Christian von (2019): Die Soziologie der Emotionen. Kollektivität, Identität und Kultur. In: Kappelhoff, Hermann et al. (Hg.): Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch.. Stuttgart: 340-345
Scheer,Monique (2019): Emotion als kulturelle Praxis. In: Kappelhoff, Hermann et al. (Hg.): Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch.. Stuttgart: 352-362
Um sich dem Thema der Soziologie der Emotionen zu nähern, versucht Christian von Scheve einen groben Überblick über diese Thematik darzulegen. Hierbei ist zu erkennen, dass man sich dem Feld der Emotionen aus verschiedenen Perspektiven nähern kann. So zeigt er zum Beispiel, dass sich der wissenssoziologische Ansatz mit der These einer Werteorientierung der Emotionen nähert, dass aufgrund kultureller Präsenz Emotionen unterschiedlich gewichtet werden. Die Körpersoziologie geht Scheve nach vor allem davon aus, dass eine soziokulturelle Prägung des Körper und das Empfinden und Spüren mit Emotionen einhergehen. Eine weitere Perspektive nutzt einen handlungsorientierten Ansatz und stellt Emotionen als (emotionale) Praktiken dar. Dieser Ansatz wird im Text von Scheer noch einmal spezifiziert und detaillierter beschrieben. Scheve wie auch Scheer machen hierbei deutlich, dass Emotionen ein kulturelles Phänomen sind, es also keine relevanten vorkulturellen Emotionen gibt und diese erst im Laufe der Sozialisation erlernt werden. Scheer bezeichnet Emotionen als ein wesentliches Element der Kontaktaufnahme mit der sozialen Umwelt, welcher immer in einem spezifischen Kontext stattfindet. Er konstatiert, dass Emotionen das Ergebnis von physiologischen und sozialen Voraussetzungen sind. Dabei wird der Körper, als Darstellungsmedium von Emotionen, sozialisiert und enkulturiert. Auch Scheve geht davon aus, dass Emotionen soziale und kulturelle Konstrukte sind, welche eng mit Werten, Normen und Praktiken verbunden sind. Dies kann dazu führen, dass Emotionen gemeinschaftsstiftend sind und soziale Bewegungen für Menschen attraktiv machen. Scheer nutzt für seine Ausführungen die Theorie des Habitus von Pierre Bourdieu und zeigt auf, dass Emotionen an sich habituelles Tun sind. Dieses Tun folgt einem erlernten und automatisierten Repertoire, welche die Teilnahme am Spiel in bestimmten sozialen Feld darstellt und durch Besonderheiten der sozialen Lebensläufe geprägt ist. Des Weiteren nutzen Gruppen bestimmte Emotionspraktiken zu Distinktionszwecken. Diese Praktiken teilt er in mobilisierende Emotionspraktiken, benennende Emotionspraktiken, kommunizierende Emotionspraktiken und regulierende Emotionspraktiken auf, welche auf unterschiedliche Art und Weise die Emotionen des Einzelnen oder einer Gruppe hervorbringen oder beeinflussen können. Es kann aber auch wie bei Scheer zu einer Bildung von Gemeinschaft kommen, um bestimmte Gefühle zu praktizieren und neue zu erleben.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Emotionen ein sozial, kulturell und gesellschaftlich erlerntes Phänomen ist. Emotionen tragen sowohl zur Bildung von Gruppen und sozialen Bewegungen bei, grenzen aber auch gleichzeitig Gruppen von anderen Gruppen oder Gesellschaften ab. Hierbei spielt der Habitus eine wichtige Rolle, wobei dieser sich auch an neue Lebensbedingungen oder soziale Felder anpassen kann.
Verfasser: Stefan Wünsche