Emotionen in Zweierbeziehungen
Mayring, Philipp (2019): Wohlbefinden aus psychologischer Perspektive. In: Kappelhoff, Hermann / Bakels, Jan-Hendrik / Lehmann, Hauke / Schmitt, Christina (Hg.) (2019): Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch.. Stuttgart: 139 -143
Die Frage nach Glück und wie wir es erreichen, ist nicht nur eine zentrale Frage in der Philosophie, auch die Psychologie beschäftigt sich damit in einem breiteren, eher deskriptiv-analytischen Sinne. Mayring positioniert Freude und Glück als zwei Erscheinungsformen des subjektiven Wohlbefindens, dem Überbegriff zu allen positiven Empfindungen. Zudem wird in der psychologischen Emotionsforschung eine Unterscheidung zwischen aktuellen, situationsspezifischen emotionalen Zuständen (states) und überdauernden, übergreifenden emotionalen Zuständen als Persönlichkeitseigenschaften (traits) getroffen. In diesem Zusammenhang wird Freude von Mayring als ein aktueller Gefühlszustand, als ein aktiver Begriff verstanden und Glück hingegen eher als ein Persönlichkeitsmerkmal, eine Eigenschaft, die über die Lebensdauer aufgebaut wurde.
Freude wird, aufgrund des gleichermaßen zu beobachtenden Ausdrucksverhaltens, wie dem Anheben der Mundwinkel und Lachen, über alle Kulturen hinweg, als eine basale Emotion beschrieben. Das Glück unterscheidet sich von Freude in der Verbundenheit von Glücksgefühlen mit übergreifenden, abstrakten kognitiven Konzepten und zählt Liebe, Zufriedenheitsgefühle und Identitätsgefühle zu seinen Hauptfaktoren.
Im weiteren Verlauf des Textes werden verschiedene Ansätze vorgestellt, um zu einer geeigneten Erhebungsmethodik zur Messung von Wohlbefinden zu gelangen. Es zeigt sich jedoch, wie wichtig ein multimethodisches Vorgehen in der Wohlbefindensforschung ist, um die jeweiligen Schwächen und Einseitigkeiten eines methodischen Ansatzes durch weitere Methodenperspektiven auszugleichen. Die Erhebung von Wohlbefindensvariablen zusammen mit weiteren Variablen und die darauffolgende Such nach Gemeinsamkeiten, wird von Mayring als ein weit verbreitetes Vorgehen der psychologischen Wohlbefindensforschung beschrieben. Zudem werden Theorieansätze der psychologischen Wohlbefindensforschung thematisiert, wobei sich der empirische Nachweis der relativen Unabhängigkeit von positiven und negativen Befindensfaktoren als bahnbrechend herauskristallisiert. Zum Abschluss soll eine aktuelle Debatte der psychologischen Wohlbefindensforschung folgen, in der Mayring nachdrücklich auf die Hedonismus-Eudaimonismus-Diskussion hinweist.
Bosch, Aida (2019): Freude, Glück, Wohlbefinden. In: Kappelhoff, Hermann / Bakels, Jan-Hendrik / Lehmann, Hauke / Schmitt, Christina (Hg.) (2019): Emotionen. Ein interdisziplinäres Handbuch.. Stuttgart: 144-149
Freude, Glück und Wohlbefinden gelten als gehobene Emotionen, welche alle in dem gleichen, positiven Gefühlsfeld angesiedelt sind und im Allgemeinen als erstrebenswert verstanden werden. Auch Bosch untersucht jene drei Emotionen, um ihre Unterschiede auszuarbeiten und die Gefühle besser voneinander abgrenzen zu können.
Als Freude versteht sie die körperleiblich verankerte Daseinsfreude, welche im Wesentlichen ein zentrisches Gefühl, ein Gefühl aus der Mitte heraus, darstellt. Unter der Empfindung der Verbundenheit mit Anderen und der Welt versteht sie den Begriff der Mit-Freude. Während die Momente der Freude die wichtigste Quelle des alltäglichen Wohlbefindens darstellen, beschreibt Bosch die Transzendenz der stabilen Strukturen des Alltags durch die ekstatischen Momente des Glücks. Auch das alltägliche Wohlbefinden bildet eine gelingende Balance zwischen den verschiedenen Dimensionen des menschlichen Seins, wohingegen das Glück der besonderen Momente dynamisch zu sein scheint und eine Rückkehr zum zentrischen Sein einschließt.
Bellebaum, Alfred (2010): Glück. Erscheinungsvielfalt und Bedeutungsreichtum. In Bellebaum, Alfred / ettlage, Robert (Hg.): Das Glück hat viele Gesichter. Wiesbaden: 31-56
Neben zahlreichen Ansichten und Veröffentlichungen über das Thema Glück, thematisiert auch Bellebaum seine Vorstellungen von der Erscheinungsvielfalt und dem Bedeutungsreichtum dieser einen Emotion. Er beginnt mit der Gründung des Instituts für Glücksforschung und berichtet von seinen ersten Erfahrungen mit dieser Forschungsinitiative. Zudem weist er auf die auffällige Aufbruchsstimmung Ende der 80er Jahre hin, womit der Glücksdiskurs in der Philosophie und in der Empirischen Glücksforschung neu aufblüht. Letzteres betreibt die Empirische Glücksforschung vor allem auf psychologische und sozialwissenschaftliche Art, wodurch überwiegend die empirisch erfassbaren Voraussetzungen, Bedingungen, Ausdrucksweisen und Folgen von Glück von Interesse sind.
Aufgrund des natürlichen Strebens nach Glück beschäftigt er sich zudem mit der Anthropologie des Glückes und analysiert dabei die Theorie der Unruhe, die Vergänglichkeit und Überdruss und die physisch-psychische Aspekte von Gefühlserlebnissen. Trotz der Verbundenheit von Glück und der menschlichen Existenz, werden im nächsten Kapitel die zeit-/kultur-/schicht-/ und herkunftsbedingten Unterschiede bei Anlässen für Glücksempfindungen, bei den geltenden Glückszielen sowie bei den genutzten Mitteln ihrer Verwirklichung thematisiert. Im Zuge dessen wird über Glück als eine Privatsache oder als etwas Überindividuelles diskutiert und verschiedene Glücksmodelle, wie die theozentrischen und das soziozentrischen Modelle, vorgestellt.
Im Nachfolgenden werden hinzukommend die verschiedensten Glücksangebote beleuchtet. Darunter finden sich unter anderem das himmlische und irdische Jerusalem, die Sozialpolitik sowie Glücksspiele und die Glücksindustrie. Zum Abschluss stellt Bellebaum Berichte aus dem alltäglichem Leben vor, um einen Einblick in das Erleben von Glück zu ermöglichen und präsentiert seinen Lesern die vielen Wege zum Glück, wie die Träumerei oder den Aktionismus.