Elfenbein – eine transkulturelle Materialgeschichte
Das Seminar widmet sich der Geschichte künstlerischer Austauschräume zwischen Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Zentralasien. Im Zentrum stehen Kunstwerke aus Elfenbein, ihre Zirkulationsgeschichte und transkulturell wandernde Motive.
Das Material Elfenbein ist ein weltweit und in allen Zeiten begehrter Werkstoff der Bildnerei. Es ist zugleich fest, beständig und flexibel genug um geschnitzt, graviert, gedrechselt, durchbohrt oder bemalt zu werden. Der Reiz und Wert des Elfenbeins lag aber seit jeher nicht nur in seiner Farbe und seiner Eignung als Werkstoff, sondern auch in seiner Rarität. Während auch anderes Elfenbein, wie das des Schwertwals, des Walrosses oder des Wals verarbeitet wurde, waren die Stoßzähne des imposanten afrikanischen oder indischen Elefanten besonders begehrt und sind bis heute eine umstrittene Handelsware. Als kostbares Luxusgut vor allem höfischer Eliten zwischen Afrika, Europa und Asien fand es vielseitige Verwendung in säkularer und sakraler Kunst. Die Tendenz zur Miniaturisierung, bedingt durch den geringen Umfang des Rohstoffes, machte es zudem zu einem leicht zu transportierenden „Bilderfahrzeug“ (Aby Warburg). Im Seminar wollen wir die Zirkulation und Nutzung des Materials als Teil einer globalen Verflechtungs- und Handelsgeschichte nachvollziehen. Das Seminar dient damit zum einen als Einführung in Elfenbeinarbeiten verschiedener Epochen und Regionen, zum anderen als Einführung in eine „entangled art history“. Ein Schwerpunkt wird auf der Frühen Neuzeit und den sogenannten afro-portugiesischen Elfenbeinschnitzereien liegen. Dabei soll der Sammlungskontext in den Kunst- und Wunderkammern europäischer Höfe Berücksichtigung finden. Ziel des Seminars ist es nicht zuletzt, verschiedene methodisch-theoretische Ansätze einzuüben, wie etwa Materialikonografie oder Objektbiografie sowie Schlüsselkonzepte der transkulturellen Kunstgeschichtsschreibung (Hybridität, Exotismus, Aneigung etc.).
Das Seminar ist in Kooperation mit Dr. Anna Brus von der Universität zu Köln geplant, die dort ebenfalls ein Seminar zu Elfenbeinarbeiten ausrichtet. Bei wechselseitigem Besuch in Dresden und Köln wollen wir mit den Kölner Studierenden die Elfenbeine vor Ort besichtigen (u.a. Museum Schnütgen und MAKK, Köln und Grünes Gewölbe, Dresden). Während einer gemeinsamen Exkursion nach Berlin zur Ausstellung „Schrecklich schön. Elefant – Mensch – Elfenbein“ im Humboldt-Forum haben wir die einmalige Gelegenheit, Elfenbeine aus Afrika, Asien und Europa an einem Ort betrachten zu können. [Soweit die Pandemie-Situation dies erlauben wird.]