Technik MACHT Verantwortung
Technik ist ambivalent. Sie ist Fluch und Segen zu gleich. Sie entlastet Menschen von körperlicher Arbeit, unterstütz oder ersetzt Denken und Erinnern, kann lebensverlängernd sein. Auf der anderen Seite unterwirft und zerstört sie Mensch und Natur, wie es der Ukraine-Krieg nach langer Friedenszeit in Europa plakativ vor Augen führt. Technikentwickler:innen besetzten damit eine einflussreiche Position. Das, was sie während des Forschungs- und Entwicklungsprozesses entscheiden, wen oder was sie mitdenken und welche Methoden sie einsetzen, nimmt Einfluss auf das Ergebnis, das einige Personengruppen unterstützen und bevorteilen, andere diskriminieren oder gar ausschließen kann. Darüber hinaus können die intendierten Zielgruppen verfehlt, andere Nutzungsweisen entstehen oder neue Anwender:innen erreicht werden. Welche Konsequenzen ein technisches Artefakt in der jeweiligen Situation und dem Kontext entfaltet, ist nicht immer bewusst gewollt, noch allumfänglich vorhersagbar. Das vergegenwärtigen Beispiele wie der Terroranschlag vom 11. September 2001, in dem ein Passagierflugzeug zur mächtigen Waffe wurde, oder der sogenannte „arabische Frühling“, in dem Social Media Kanäle zu Solidaritäts- und Revolutionswerkzeugen wurden, auf drastische Weise.
In der Veranstaltung betrachten wir Technik somit nicht in seinen Funktionsdimensionen. Stattdessen gehen wir anhand von Theorien, empirischen Studien und Herangehensweisen aus den Science & Technology Studies, den Gender Studies und der Designforschung unterschiedlichen Macht- und Einflussverhältnissen in verschiedenen technischen Entwicklungs- und Anwendungsfeldern nach. Im Zentrum steht dabei die Auseinandersetzung der Studierenden mit ihrer eigenen zukünftigen Machtposition im Verhältnis zu Nutzer:innen und technischen Artefakten. Durch Ansätze aus der kritischen Designforschung und Gestaltungsbeispiele auch aus dem künstlerisch-aktivistischen Feld wird Technikgestaltung als politisch-emanzipatorische Praxis sichtbar, die zur Selbstermächtigung von Betroffenen, zum zivilen Ungehorsam oder zur Etablierung sozial gerechterer Mensch-Maschine-Beziehungen jenseits technischer Substitutionsvisionen oder reiner Funktionskriterien eingesetzt werden kann.