Seminar: Warum Demokratie? Normative Grundlagen in der zeitgenössischen Diskussion SoSe 2023
Johannes Haaf, M.A.
Di (5) 14.50-16.20 Uhr
Raum GER/0009/U
Module PHIL-PV-THEO-2, POL-WO-Forschung, MA-IB-TDE
Die Demokratie steckt, so wird oft gesagt, in der Krise. Diese Krise betrifft einerseits die offene Missachtung demokratischer Verfahren und Institutionen in Europa und anderswo. Sie betrifft andererseits aber auch die Diskussionen, ob die Regierungsform der Demokratie auf die gegenwärtigen Herausforderungen wie den massiven Anstieg sozialer Ungleichheit oder den Klimawandel adäquat reagieren kann. Solche Entwicklungen und Problemstellungen rücken die Frage, warum wir unser Zusammenleben demokratisch organisieren sollen, neu in den Fokus.
Das Seminar diskutiert philosophische und politiktheoretische Antworten auf eben diese Frage: Warum Demokratie? Die Begründungen fallen vielfältig aus. Die Rechtfertigung kann epistemisch erfolgen, also unter Hinweis auf die überlegenen Problemlösungskapazitäten der modernen Demokratie, oder anthropologisch, unter Verweis auf die Bestimmung des Menschen als ein zoon politikon. Die Begründung kann aber auch autonomietheoretischer Natur sein, der zufolge allein demokratische Verfahren und Institutionen in der Lage sind, den überragenden Wert der individuellen Selbstbestimmung zu schützen. Oder sie kann mit Blick auf die egalitären sozialen Beziehungen erläutert werden, die in diesen Verfahren zum Ausdruck gelangen. Das Seminar widmet sich solchen und anderen Begründungsstrategien sowie der Kritik der jeweiligen Rechtfertigungen anhand klassischer und zeitgenössischer Literatur im Kontext der gegenwärtigen politischen Herausforderungen.