Kunst und Aktivismus in Argentinien: von den 1960er Jahren bis heute

Titelbild des Kurses
TU Dresden | semesterübergreifend Kunst und Aktivismus in Argentinien: von den 1960er Jahren bis heute

Hauptseminar, Master Kunstgeschichte

Dienstag, 6. Doppelstunde, 16:40-18:10 Uhr

Seminarbeginn: 18.04.2023

 

Mit der Gründung des Instituto Torcuato Di Tella (1958-1970) im Zentrum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires verfolgten Kunstschaffende in den 1960er Jahren zwei besondere Ziele: zum einen das Bewahren und Erweitern einer argentinisch-europäischen Kunstsammlung und zum anderen das Ausbrechen aus einem traditionsbehafteten und eurozentrisch geprägten Kunstbegriff. Beides verlief parallel. Ersteres lieferte eine Grundlage dafür, dass heute in den nationalen Museen ein außergewöhnliches Konvolut von europäischer, argentinischer sowie präkolumbianischer Kunst zu bewundern ist. Zweiteres – und hier liegt der Schwerpunkt des Seminars – brachte zahlreiche künstlerische Protestaktionen sowie neue Kunststile hervor und legte schließlich auch das Fundament für die Entstehung der Avantgarde. Diese prägte nicht nur im argentinischen, sondern auch im internationalen Kontext die Kunstszene der 1960er- und 70er Jahre.

Im Seminar widmen wir uns zunächst der aufwühlenden Zeit der 1960er Jahre, in denen sich auch die argentinischen Künstler:innen radikalisierten und sich kritisch mit den lokalen Kunstinstitutionen auseinandersetzten. Die Kunstaktion Tucumán arde (1968) liefert das berühmteste Beispiel für eine Verlagerung und Dezentralisierung der Kunst von Buenos Aires nach Tucumán, einer im Norden Argentiniens gelegenen Provinz, die von prekären Lebensverhältnissen geprägt war. Mit Blick auf die Gegenwartskunst widmen wir uns außerdem den drei Feldern Feminismus, Indigenismus und Ökologie, welche mit jungen Protestbewegungen wie beispielweise der feministischen Bewegung „Ni una menos“ in enger Verbindung stehen.

In Hinblick auf den Aktivismus-Begriff stellen wir uns ferner die Frage, wie politisch motivierte Kunstaktionen durchgeführt wurden und wie sie heute die Bedeutung sowie Ästhetik einer ‚aktivistischen Kunst‘ mitgestalten. Dabei werden Begriffe wie ‚Artivism‘ bzw. ‚Artivismo‘ sowie die Zusammenhänge zwischen ‚Kunst und Politik‘ anhand aktueller Theorien und relevanter Diskurse auch in Hinblick auf die global vernetzte Gegenwartskunst näher beleuchtet.

Im September 2023 findet im Rahmen des Seminars die Pflicht-Exkursion für Masterstudierende nach Buenos Aires statt.

 

Literaturverzeichnis

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