Proseminar: Ethik und Anthropologie bei Max Scheler
Max Schelers Ethik erlangte insbesondere durch die in ihr vorgenommene Anwendung der von Husserl inaugurierten phänomenologischen Methode einige Berühmtheit. Der Titel von Schelers moralphilosophischem Hauptwerk – „Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik“ – artikuliert gleichermaßen Kantkritik sowie Distanz zum ethischen Formalismus. Max Scheler war jedoch ein ausgesprochen vielseitiger philosophischer Kopf (um nicht zu sagen ein Hansdampf in/auf allen kulturwissenschaftlichen Kleinstgehwegen), der über seine Ethik hinaus und durch seine verschiedenen philosophischen Schaffensperioden hindurch u.a. auch eine eigene Wissenssoziologie, eine eigene Anthropologie sowie eine eigene philosophische Kosmologie entwickelt hat. Anthropologie, Soziologie und Kosmologie haben ihre begründungstheoretische Wurzel in der von Scheler vorgenommenen Verhältnisbestimmung von Drang und Geist (bzw. von Trieb und Geist). Diese Verhältnisbestimmung transformiert die Phänomenologie Husserls zu einer kosmologisch-anthropologischen Metaphysik mit sehr eigener Note. Insbesondere in der Anthropologie wird die Sonderstellung des Menschen gegenüber dem Tier von Scheler in einer Art und Weise prononciert herausgestellt, wie man das heutigentags in dieser Form wohl nicht mehr allzu oft in einschlägiger anthropologischer Literatur vorfinden würde. Der Mensch ist alles andere als ein Tier in Schelers Kosmos.
Im Proseminar wird zunächst in drei Sitzungen Schelers moralphilosophische Grundkonzeption bezogen auf die von uns zu behandelnde kosmologische Anthropologie dargestellt werden (unter Einschluss einer Perspektive auf Kants Moralphilosophie). Der Großteil des Proseminars widmet sich im Anschluss daran der Wissenssoziologie und der Anthropologe Schelers.
Bitte besorgen Sie sich bis zur ersten Sitzung folgende Reclamausgabe von Schelers anthropologischen Schriften.
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