Seminar: Die Verfassung im Weimarer Methodenstreit WS 2023/24
Dr. Sabrina Zucca-Soest
Dienstag (6) 16.40-18.10 Uhr
Raum: HSZ/0204/U
PHIL-PV-THEO-2 / PHIL-PV-THEO-3 / BA-IB-SWE / MA-IB-TDE
Die Weimarer Reichsverfassung (WRV) ist in vielerlei Hinsichten eine bemerkenswert moderne Verfassung: Aus den Revolutionswirren nach dem Ersten Weltkrieg entstanden, formiert sie die erste Republik auf Reichsebene, enthielt einen umfassenden Grundrechte- und Grundpflichten-Katalog, sowie direktdemokratische Elemente und vieles mehr. Eine Zentralfrage der aufstrebenden Staatsrechtslehre war die nach dem richterlichen Prüfungsrecht, das schließlich auch Fragen von Demokratie und Gewaltenteilung in der WRV im Kern berührte. Zentrales Problem war dabei die Ausübung von Prüfungs- und Verwerfungskompetenzen der Justiz im Falle von Widersprüchen zwischen der Verfassung und formellem Gesetz. Die Kernfrage, von der alle weiteren Überlegungen ausgingen, war: Steht es Gerichten zu, eine konkrete Normenkontrolle durchzuführen? Damit wurde richtungsweisend und methodologisch nach der Ausgestaltung von Staatlichkeit als solches gefragt. So wurden gleichermaßen Fragen der Verfassungstheorie, Verfassungsgeschichte, Verfassungsvergleichung sowie der Verfassungsdogmatik angesprochen. Anhand der Texte einiger Autoren dieses bis heute wirkenden Weimarer Methodenstreits, sollen verschiedenen Perspektiven auf Verfassung und Staat diskutiert werden.