Anfang, Fortschritt, Vollendung – ‚Selbstoptimierung‘ im Mittelalter (Mo, 2. DS)

TU Dresden | Sommersemester 2024 Anfang, Fortschritt, Vollendung – ‚Selbstoptimierung‘ im Mittelalter (Mo, 2. DS)

Dozent: Marcus Handke

Zeit: Montag, 2. DS (09:20-10:50 Uhr) - HINWEIS: Zeit und Ort aktualisiert, 1. Veranstaltung Mo, 8.4.

Ort: SE2/103/U

Kursbeschreibung:

Anfang, Fortschritt, Vollendung – Disziplinierung und ‚Selbstoptimierung‘ im Mittelalter am Beispiel der Lehrschrift „Vom äußeren und inneren Menschen“ Davids von Augsburg

Das Diktat der stetigen Verbesserung und Effizienzsteigerung ist in der Moderne längst beim Einzelnen angekommen, denn Bemühungen der ‚Selbstoptimierung‘ liegen seit Jahren im Trend. Die Maxime des Fortschritts besaß in früheren Zeiten des Mittelalters eine ambivalente bis pejorative Konnotation; Anwendung fand sie vor allem in Bezug auf den Menschen, der als formbares und der Erziehung zum Guten bedürftiges Mängelwesen angesehen wurde.

Mit dem Werk „Vom äußeren und inneren Menschen“ des Franziskaners David von Augsburg († 1272) kursierte spätestens ab dem frühen 14. Jahrhundert eine viel gelesene Schrift zur praxisnahen Unterweisung von Novizen. Der in fast jedem Kloster des späten Mittelalters zu findende Traktat war ein in drei Teile gegliederter „Bestseller“, welcher durch einen gestuften Aufbau vom Außen zum Innen des Menschen grundlegende Verhaltensweisen des klösterlichen Alltagslebens vermittelte. Durch psychologisch tiefsinnige und teils emotionsbasierenden Betrachtungen sowie durch körperliches und gedankliches Gewohnheitstraining wurde damit in umfassender Weise auf das Individuum eingewirkt. Mit lebendigen Beschreibungen bietet David daher einen Einblick in die Sorgen und Nöte der Menschen, aber auch in den Kosmos der Normen und Denkweisen seiner Zeit. Durch diese elementaren Inhalte kursierte der Text nicht nur bei Ordensleuten, sondern wurde weit darüber hinaus gelesen und sprach die Menschen in verschiedenen Zeiten und Situationen immer wieder neu an. Als eine Art ‚Handbuch zur Persönlichkeitsbildung‘ beeinflusste er die spätmittelalterliche Geistesgeschichte und wurde sogar bis in die Moderne immer wieder aufgegriffen.

In der Übung werden ausgewählte Kapitel des in deutscher Übersetzung vorliegenden Traktates gelesen und in den zeitgenössischen Kontext von Noviziat, Ordensschriftgut sowie der Vorstellungen über die Formung und ‚Optimierung‘ des Menschen gestellt. Auf Grundlage dieser multiperspektivischen Betrachtung wird zugleich eine Einführung in den mittelalterlichen Ordensalltag und ihrer zugrundeliegenden Ideenwelt gegeben.

 

Verwendung:

Lehramt:

PHF-SEGY-Hist-MA (PVL), PHF-SEMS-Hist-MA (PVL), PHF-SEBS-Hist-MA (PVL), PHF-SEMS-Hist-VE, PHF-SEGY-Hist-VV, PHF-SEBS-Hist-VV, Ergänzungsbereich

Bachelor:

Hist AM 1

Master:

PhF-Hist-MA-SM1 | M0603-M1022

 

Diese Lehrveranstaltung kann auch für den AQua-Bereich besucht werden.
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