SoSe 2025, Vorlesung, PD Dr. Tobias A. Jopp: Gewaltgeschichte - wirtschaftshistorische Perspektiven

Wenn man nach einer Konstante der Menschheitsgeschichte über die vergangenen acht Jahrtausende und mehr sucht, bietet sich die Ausübung und das Erleiden von körperlicher und seelischer Gewalt in jedweder Form als ein heißer Kandidat an. Wenngleich Gewalt einer Evolution unterlegen gewesen sein mag, die ihr gerade in aufgeklärten Gesellschaften weniger Platz und Legitimität einräumt, bestimmt sie nach wie vor den Alltag vieler Menschen – im Umgang miteinander und gegenüber dem Staat – sowie das Verhältnis von Staaten zueinander.

Diese Vorlesung unternimmt den Versuch, das Themenfeld „Gewaltgeschichte“ aus dezidiert wirtschafts- und technikhistorischer Perspektive anzugehen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei sowohl auf interpersoneller als auch auf zwischenstaatlicher Gewalt, der zeitliche auf der Moderne. Leitend sollen u.a. folgende Fragen sein: Welche Rolle spielt Gewalt für den wirtschaftlichen Aufstieg des Westens? Können Militärausgaben ein nachhaltiger Wachstumsmotor sein? Führt Gewalt, etwa in Form zwischenstaatlicher Kriege, zu mehr Gleichheit? Sind moderne Territorialstaaten wirklich aus Banditentum entstanden? Welcher Zusammenhang besteht historisch zwischen dem Ausmaß interpersoneller Gewalt bzw. Kriminalität und dem Wohlstandsniveau in einer Gesellschaft?