E-Learning-Formen

Varianten der Nutzung digitaler Medien in der Lehre

Es gibt nicht nur DIE eine E-Learning-Form. E-Learning kann in verschiedenen Varianten angewendet werden. Der Einsatz digitaler Medien kann zum Beispiel additiv oder substitiv, synchron oder asynchron, online oder offline, interaktiv oder linear erfolgen. Um den Überblick über diese Vielfalt etwas besser zu behalten, wird E-Learning häufig in verschiedene Stufen, so genannte Virtualisierungsgrade, unterteilt. Am Häufigsten finden sich die drei Virtualisierungsgrade Anreicherungskonzept, Integrationskonzept und Virtualisierungskonzept. Diese Virtualisierungsgrade werden Ihnen hier genauer vorgestellt.

STUFE 0

Tafel und Kreide

STUFE 1

Anreicherung – digitale Materialien

STUFE 2

Anreicherung – mit Lernplattform

STUFE 3

Anreicherung – mit Interaktivität

STUFE 4

Integration – Blended Learning

STUFE 5

Online-Lehre

Keine Virtualisierung

Der Vollständigkeit halber findet sich in dieser Übersicht ein „Virtualisierungsgrad“, der in dieser Form noch kein E-Learning darstellt. Er repräsentiert die traditionelle Präsenzlehre.

Virtualisierungsgrad 0

Beim Virtualisierungsgrad 0 werden keine digitalen Medien verwendet, es findet also keine Virtualisierung statt. Ein Beispiel dafür ist der traditionelle Unterricht mit Tafel und Kreide.

Illustration eines Lehrenden mit Tafel und Kreide. Dies stellt die traitionelle Lehre dar.

Anreicherungskonzept

Im Anreichungerkonzept werden digitale Medien zusätzlich zur Anreicherung in der Lehre verwendet. Es findet eine relativ geringe Virtualisierung statt. Zum besseren Verständnis wird das Anreicherungskonzept in dieser Übersicht zusätzlich in drei Unterformen unterteilt. Ab jetzt kann von E-Learning gesprochen werden.

Virtualisierungsgrad 1

Im Virtualisierungsgrad 1 werden digitalisierte Lehrmaterialien verwendet. Beispiele dafür sind die klassischen PowerPoint-Folien, PFDs oder Office-Dokumente, die den Studierenden (z.B. durch Cloudspeicher) bereitgestellt werden. Der Aufwand zur Erstellung dieser Dokumente ist nicht groß und es können bereits Vorteile wie unendliche Vervielfältigung, Wiederverwendbarkeit und schnelle Aktualisierung genutzt werden. Jedoch versteht nicht jeder unter der Verwendung von PowerPoint-Folien bereits E-Learning.

Illustration eines Lehrenden, der ein großes PDF-Dokument in den Händen hält. Diese Illustration stellt die Anreicherung der Lehre durch digitale Medien dar.
Illustration eines Lehrenden, der ein Notebook in der Hand hält. Diese Illustration stellt die Anreicherung der Lehre durch eine Lernplattform dar.

Virtualisierungsgrad 2

Im Virtualisierungsgrad 2 wird eine Lernplattform zur Distribution der Lehrmaterialien und der Organisation der Lehrveranstaltung verwendet. Zur Erleichterung der Lehrorganisation können z.B. Online-Einschreibeszenarien, Aufgaben- und Terminvergabe und digitale Kontakt- und Austauschmöglichkeiten bereitgestellt und somit der Verwaltungsaufwand der Lehre reduziert werden. Da der Einsatz der Lernplattform selbst meist kaum Einfluss auf den eigentlichen Präsenzunterricht hat, findet nur eine geringe Virtualisierung durch Anreicherung statt.

Virtualisierungsgrad 3

Im Virtualisierungsgrad 3 werden multimediale und interaktive Anwendungen in der Lehre eingesetzt und bieten vielfältige Einsatzgebiete. Eine Anreicherung durch Multimedialität ermöglicht die Präsentation von Inhalten in unterschiedlicher Codierung und Sinnesmodalität. Mögliche Beispiele hierfür sind: Audio- und Videodateien, interaktive Tests und Übungsaufgaben. Die Vorteile dieses Einsatzes sind abwechslungsreiche und lebendige Lernsituationen.

Illustration eines Lehrenden, der neben einem großen Bildschirm steht. Diese Illustration stellte die Anreicherung der Lehre mit Multimedia und Interaktivität dar.

Integrationskonzept

Das Integrationskonzept wird meist auch als Blended Learning bezeichnet und zeichnet sich durch eine Vermischung von Präsenz- und Online-Lehre, so genannten „hybriden Lernarrangements“ aus. Im Kern besteht Blended Learning aus einem Präsenzseminar, das mit ausgelagerten Online-Elementen vervollständigt wird. Das heißt, ohne den digitalen Anteil wäre die Lehre (in einem Blended-Learning-Szenario) nicht vollständig.

Virtualisierungsgrad 4

Der Virtualisierungsgrad 4 ermöglicht die Auslagerung der reinen Wissensvermittlung in die Online-Phase, sodass die Präsenzzeit zum Beispiel für intensives Üben verwendet werden kann. Durch selbstbestimmtes Lernen der Studierenden, die Möglichkeit der flexiblen Taktung von Online- und Präsenzzeiten und der Ermöglichung von Lernszenarien, die vielfältige Medien, Methoden und Interaktionsformen nutzen können, wird Blended Learning als die „beste“ E-Learning-Variante angesehen. Allerdings muss der hohe Erstaufwand und eine sinnvolle Kombination/Verzahnung der einzelnen Phasen bedacht werden.

Illustration eines Lehrenden, der zum Teil aus einem Laptop-Monitor herausragt. Diese Visualisierung stellt das Integrationskonzept dar.

Virtualisierungskonzept

Im Virtualisierungskonzept wird nur die reine Online-Lehre, auch virtuelle Lehre genannt, durchgeführt. Sie ist die höchste Virtualisierungsstufe. Eine reine Online-Lehre ist nur zu empfehlen, wenn es das Lehr-/Lernsetting unbedingt erfordert. In allen anderen Fällen ist das Blended Learning der reinen Online-Lehre vorzuziehen.

Virtualisierungsgrad 5

Das Lehren und Lernen findet im Virtualisierungsgrad 5 nur online statt, es gibt keine zusätzlichen Präsenzphasen. Die Lehrenden und Studierenden kommunizieren digital durch Foren, Chats, E-Mail oder ähnliches. Der Austausch von Materialien erfolgt meist über eine Lernplattform.

Illustration eines Lehrenden, der von einem Bildschirm aus lehrt. Diese stellt eine Visualsierung von reiner Online-Lehre dar.

Was sagen sächsische E-Learning-Akteure zu den verschiedenen Formen von E-Learning?

„Reine Online-Lehre ist sehr aufwändig in Erstellung und Betreuung. Die Studierenden brauchen viel Selbstdisziplin und müssen kontinuierlich lernen. Nur dann ist es flexibel nutzbar und ähnlich gut wie eine Präsenzveranstaltung. Als Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen ist E-Learning hingegen für meine Studierenden und mich seit langem Alltag und nicht mehr wegzudenken.“

Portrait-Foto von Prof Dr. Ulrich Eisenecker
PROF. DR. ULRICH EISENECKER

Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

„Für das selbstorganisierte Lernen bieten qualitativ hochwertige E-Learning-Inhalte eine sehr gute Unterstützung. Die Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen kann, für Lehrende und Lernende, z.B. durch Simulationen, interaktive Tests und (a)synchrone Kommunikationsformen erleichtert werden.“

Portrait-Foto von Dipl.-Medieninf. Alexander Wülfing
DIPL.-MEDIENINF. ALEXANDER WÜLFING

HTW Dresden, Fakultät Informatik/Mathematik

„E-Learning soll die reguläre Lehre anreichern und nicht ersetzen. Wichtig ist dabei, dass das E-Learning durch aktuelle, adaptive und intuitive Systeme unterstützt wird. Es muss auch für jede Einrichtung eine individuelle Lösung geben und keine globale Lösung, da diese zwar für die Allgemeinheit funktionieren, aber nicht für besondere Anliegen der jeweiligen Bildungsstätten.“

Portrait-Foto von M. Sc. Dipl.-Inf. (FH) Knut Altroggen
M.SC. DIPL.-INF. (FH) KNUT ALTROGGEN

Hochschule Mittweida, Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften