SHRIMP – Social Hypertext Reader & Interactive Mapping Platform
Social Hypertext Reader & Interactive Mapping Platform – kurz SHRIMP – ist der Titel eines Lehr-Lern-Experiments, das zum ersten Mal im Wintersemester 2015/16 am Institut für Amerikanistik der Universität Leipzig angeboten wurde: Das Lehrmaterial eines Seminars wurde dabei als Social Hypertext umgesetzt und über eine digitale Online-Plattform in das Lehrangebot integriert. Im SHRIMP-Hypertext sind die ursprünglichen Seminartexte in Abschnitte, sogenannte Karten, unterteilt, welche über didaktisch aufbereitete, kommentierte Links miteinander vernetzt wurden. Anstatt als traditionelle, lose Blattsammlung lesen die Studierenden die Seminartexte online auf einer Social-Media-Plattform. Dort können sie die Inhalte entdecken, individuell erschließen und für den eigenen Lernerfolg aktivieren, indem sie die den meisten Studierenden wohlvertrauten Interaktionsformen der Social Media (Likes, Kommentare) verwenden. Ziel von SHRIMP ist es, ein zeitgemäßes Medium zu schaffen, das die Hochschullehre besonders in den Geisteswissenschaften bereichert, die didaktischen Potenziale von Hypertext für die universitäre Lehre auslotet und Best Practices für den Einsatz digitaler Texte in der Hochschullehre erarbeitet. Hierfür sind Kooperationen, die unterschiedliche Perspektiven auf das Material und das Medium in Dialog miteinander bringen, unabdingbar. Entsprechend ergab die Kooperation mit der Amerikanischen Literaturwissenschaft in Dresden wichtige, neue Kernideen zur Didaktisierung von kommentierten Verweisen sowie zu der interaktiven und sozialen Komponente des Readers. Gemeinsam konnten die beiden Standorte so auf einen neuen Umgang mit wissenschaftlichen Texten und der universitären Wissensvermittlung im digitalen Zeitalter hinarbeiten.
Details
Projektträger: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Lessons Learned
Was lief gut im Projektverlauf?
Evaluationen während des nunmehr dreijährigen Projektverlaufs haben gezeigt, dass die Studierenden hohes Interesse an der durch die Plattform ermöglichten interaktiven und kooperativen Lektüretechnik haben; dass sie begrüßen, auf diese Weise neue Lesetechniken (auch für das offline-Lesen) zu erlernen; dass durch die SHRIMP-Features (Hypertext, Social Media, Gamification) im Allgemeinen eine gesteigerte Motivation und ein besserer Umgang mit den Inhalten zu erreichen ist.
Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Projektdurchführung?
Das stärker selbstverantwortliche, explorative, interessengeleitete Lesen fiel vielen Studierenden zunächst schwer. Sie fühlten sich überfordert, mit der Freiheit, die ein Hypertext im Vergleich zu einem linearen Text bietet, produktiv umzugehen. Unter anderem konnten Reading Questions hier jedoch Abhilfe schaffen, und die Studierenden wurden sicherer im Umgang mit der Plattform.
Traten unerwartete Schwierigkeiten auf? Wenn ja, welche?
Durch die neue Form des Mediums und der derzeitigen öffentlichen Diskussion über Soziale Netzwerke / Datensammlung / Privacy, waren manche Studierende zunächst skeptisch. Auch manche Formen der Gamification (z.B. Badges) empfanden manche Studierende als bevormundend. Wir haben versucht, dem durch die anonyme Nutzbarkeit (keine Klarnamenpflicht) entgegenzuwirken und haben auf direkte Vergleiche zwischen der Leistung einzelner User und auf Rankinglisten verzichtet.
Was würden Sie aus Ihren Erfahrungen heraus für ähnlich angelegte Projekte empfehlen?
Es ist von Anfang an wichtig, mit den Studierenden über Formen des Lesens und Wissenserwerbs zu sprechen. Viele Studierende waren unsicher, wie exploratives Lesen funktioniert und welche Vorteile diese Art des Lesens für den individuellen Erkenntniserwerb (online und offline) haben kann.
Weitere „Lessons-Learned“:
In der derzeitigen Projektphase zu “Learning Analytics” hat sich gezeigt, dass die Studierenden ein unerwartet hohes Interesse daran haben, etwas über sich selbst (das eigene Lernverhalten, die eigene Lernpersönlichkeit) zu erfahren.
Nachnutzungsmöglichkeiten
Das Institut für Amerikanistik Leipzig (ASL) bietet einen besonders günstigen Rahmen für dieses Projekt, da hier seit Jahren an unterschiedlichen Projekten zu digitaler Innovation in der Hochschullehre gearbeitet wird. SHRIMP konnte deshalb auf einen bereits etablierten “Personalstamm” von begabten, interessierten NachwuchswissenschaftlerInnen und Studierenden bauen, was das Projekt in dieser Form erst möglich gemacht hat. Die Plattform soll in den nächsten Jahren (durch Haushaltsmittel) weiter genutzt werden. Wenn entsprechende Förderungen eingeworben werden können, soll auch die weitere Entwicklung und Erforschung der Plattform weiter vorangetrieben werden. Im Zuge der bisherigen Arbeit ist das Projekt bereits auf umfangreiches Interesse bei anderen (hochschuldidaktischen) Akteuren gestoßen. Es war Gegenstand eines Vortrags bei der deutschen Gesellschaft für Amerikastudien, wurde interessierten Lehrenden im Rahmen eines LiT Shortcut vorgestellt und im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaft in Leipzig einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Gespräche zu möglichen Kooperationen fanden außerdem statt mit KollegInnen der Medizininformatik, der Anglistik und der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. (vgl. auch: http://www.shrimpp.de/tags/outreach)
Weitere Informationen
Projektzeitraum: 01.09.2017 bis 31.12.2018
Produkt
Was ist SHRIMP?
https://www.youtube.com/watch?v=ZIBBIf9osmk
Produkt
How to Use SHRIMP 1: Creating a New Account
https://www.youtube.com/watch?v=P2sffkY-KfQ
URL
How to Use SHRIMP 2: Navigating the Reader Interface https://www.youtube.com/watch?v=FGK28sRGq1c; How to Use SHRIMP 3: Anntotations, Comments, and Notes https://www.youtube.com/watch?v=cds-hHqK_sY; How to Use SHRIMP 4: Print View and PDF Export https://www.youtube.com/watch?v=488-xIIOq1A; Sowie diverse Blogeinträge, die SHRIMP Usern frei zugänglich sind und den Umgang mit SHRIMP ausführlich erläutern. www.shrimpp.de/blog/
Kontakt
Dr.-Ing. Sebastian Herrmann
Hochschule Zittau/Görlitz
03583/61 4817
https://f-m.hszg.de/fakultaet/mitarbeiter/dr-ing-sebastian-herrmann.html