Seminar Moderne Demokratietheorien: Kunst und Demokratie SoSe 2022

TU Dresden | Sommersemester 2022 Seminar Moderne Demokratietheorien: Kunst und Demokratie SoSe 2022

Christopher Nixon, M.A.
Dienstag (5): 14:50-16:20 Uhr
Raum: GER/052/U
Beginn: 05.04.2022

 

POL-GAM-THEO
POL-KAM-THEO
POL-PM-THEO
PHF-SEMS-GK-07
PHF-SEGY-GK-07
PHF-SEBS-GK-07
PHF-SEBS-GK-17

 

Am 18. Juni eröffnet in Kassel die 15. Ausgabe der documenta, die von Beginn an das span­nungsvolle Verhältnis zwischen Politik und Kunst verhandelt hat. Im letzten Jahr thema­tisierte dies eine umfangreiche Ausstellung des Deutschen Historischen Museums (DHM) in Berlin. Seit der documenta 11, die Okwui Enwezor, ein nigerianischer Kurator und ehemaliger Leiter des Hauses der Kunst in München, verantwortete, wird die Demarka­tion zwischen dem Globalen Norden und Süden fortwährend thematisiert, die den Kunstmarkt bis heute prägt. Konsequent ist deshalb die diesjährige Vergabe der Kurator:innenschaft an das Künst­ler:innenkollektiv ruangrupa aus Jakarta.

Enwezors documenta wurde 2002 als Abfolge von 5 Plattformen konzipiert. Die erste Plattform trug den Titel: Demokratie als unvollendeter Prozess.  Sie evaluierte, wie eine Revision und kreative Transformation des Demokratiegedankens den Anforderungen der postkolonialen Welt des 21. Jahrhunderts gerecht werden kann und wie die Kunst diesen Prozess als Regulativ der und Einspruch gegen die allgegenwärtige „neoliberale Rationa­lität“ (Wandy Brown) begleitet. Diese Prämisse der Bedeutung der Kunst für die Demo­kratie in der globalisierten und neoliberalen Gegenwart wirft eine Reihe Fragen auf: Braucht es nicht auch eine Demokratisierung der elitären (weißen und bürgerlichen) Kunst(welt) und für die Kunst Demokratie dort, wo totalitäre Regime einen künstleri­schen Möglichkeitsraum überhaupt nicht bieten und gesellschaftskritische Künst­ler:innen verfolgen? Welche Interventionsstrategien hat dann Kunst? Birgt die „Ästhetisierung der Politik“ (Walter Benjamin) nicht auch Gefahren, wenn sie, wie im Fall des sozialistischen Realismus, Staatskunst wird, oder, wie bei Amanda Gormans Gedicht „The Hill We Climb“, Teil der politischen Inszenierung? Am Ende führen dieses Fragen dazu, den tradierten Kunstbegriff selbst und seine Dichotomie zwischen Kunst und Ge­sellschaft in einem Begriff gebrochener Autonomie (Theodor W. Adorno) infrage zu stel­len.

Diskutieren werden wir im Seminar diese und andere Fragen an vielen Einzelbeispielen, insbesondere an dekolonialen und queerfeministischen Arbeiten von Schwarzen Künst­ler:innen und Künstler:innen of Color aus dem globalen Norden und Süden. In einem Ter­min der Lehrveranstaltung legen wir, gerade auch für Lehramtsstudierende, den Fokus auf die demokratiefördernde Kunstvermittlung in Museum und Schule. Eine Exkursion zur documenta 15 ist im Juli oder August geplant.

Die Lehrveranstaltung folgt einem diskriminierungskritischen und intersektionalen An­satz. Es sind deshalb alle Studierenden ausdrücklich herzlich eingeladen, sich mit ihren jeweils unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven einzubringen.

 

Zur Einführung empfohlene Literatur:

 

Demokratie als unvollendeter Prozess [Democracy Unrealized]. Hrsg. v. Okwui Enwezor. Ostfildern-Ruit 2002.

Kunst und Demokratie: Positionen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Hrsg. v. Ursula Franke u. Josef Früchtl. Hamburg 2003.

Spivak, Gayatri Chakravorty: An Aesthetic Education in the Era of Globalization. Cambridge [u. a.] 2013.
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