Seminar: Negativer Konstitutionalismus - Öffentlichkeit, Gegenmacht und Protest SoSe 2023
Dr. Kolja Möller
Mi (2) 9.20-10.50 Uhr (ab dem 05.04.)
Raum GER/0009/U
Module: PHIL-PV-THEO-2, PHIL-PV-THEO-3
Gemeinhin gelten Verfassungen als rechtlich-politische Ordnungen, die für Stabilität sorgen, indem sie Verfahren festschreiben, öffentliche Gewalten gliedern und Berechenbarkeit herstellen. Doch in der Verfassungstheorie wird auch immer wieder das Gegenteil vertreten: Demnach sind konstitutionelle Institutionen – wie die verfassungsgebende Gewalt des Volkes, die Grund- und Menschenrechte oder die Meinungsfreiheit – eher „negativ“ zu verstehen. Sie stiften Unruhe, da sie die Möglichkeit eröffnen, bestehende Ordnungsmuster zu kritisieren, zurückzuweisen oder umzuwälzen. In diesem Seminar wollen wir diese Linie verfassungstheoretischen Denkens genauer beleuchten und analysieren. Dabei wird ein weiter Bogen – von klassischen Positionen dieser Linie (etwa bei Machiavelli und Spinoza) über Ansätze aus der radikalen Demokratietheorie bis hin zur neueren Diskussion um die Rolle von Protesten im Umfeld der Konstitutionalisierung internationaler Institutionen – gespannt.