»Singe mir, Muse …« Homers Epen im Spiegel der antiken Sagenwelt und der Kultur der Moderne

TU Chemnitz | semesterübergreifend »Singe mir, Muse …« Homers Epen im Spiegel der antiken Sagenwelt und der Kultur der Moderne

Die Epen Homers, die Ilias und die Odyssee, gelten als die älteste monumentale Schriftdichtung Europas. Vom östlichen Mittelmeer her wehen der Geist und die Erfindungsgabe eines(?) Autors(?) über die Grenzen von Jahrhunderten und Kulturen, von denen wir hier und heute u.a. dank dieser Überdauerung weit mehr als nur einen Hauch verspüren dürfen. Nur sehr unernst kann man von einer Kulturgeschichte eines »Abendlandes« sprechen, ohne seine Ursprünge bei seinem frühesten Dichter zu suchen. Doch wer war dieser Dichter? Weder Ort noch Jahr seiner Geburt oder seines Todes sind bekannt. Ob die Epen Werke dieses/›eines‹ Dichters sind, bleibt kontrovers. Sicher ist nicht einmal, dass es Homer überhaupt gegeben hat. Er bleibt als Fragezeichen der »Homerischen Frage« stehen. Und dennoch galt Homer schon den Antiken als Dichter schlechthin: Ein blinder, greiser Wanderer, der mal hierhin geht, mal dorthin, und die musische Wahrheit in daktylischen Hexametern kündet.

Im Seminar wollen wir uns zunächst auf die Spuren dieses Wanderdichters begeben und dabei einerseits rekonstruieren, wie es zur »Homerischen Frage« kommt und warum wir sie nicht einfach mit »Autor unbekannt« beantworten können. Andererseits wollen wir den Epen selbst auf den Grund gehen: Was macht sie zu kulturellen Monumenten; warum reißt ihre Rezeptionsgeschichte nicht ab, nachdem sie doch vielleicht irgendwann mal abgehandelt sind; was verraten sie uns über die Antiken – und was verraten sie uns über Europa? Dabei wollen wir auch den Besonderheiten des mythischen Denkens und der homerischen Formsprache offen begegnen und uns mit ihrer Funktionsweise und Kunstfertigkeit auseinandersetzen: Was wissen wir schon von den Schrecken eines fürchterlichen Krieges oder den mörderischen Strapazen einer nicht enden wollenden Irrfahrt, die uns in monotonen, nicht enden wollenden Daktylen ausgebreitet werden? Was sollt’s uns kümmern, dass Hektor am Ende bestattet wird? Was kümmert uns die Hexe am Spinnrad?

Ziel des Seminars ist der Erwerb eines Grundbestands an ›mythologischem Wissen‹ sowie der Ausbau theoretischer und methodischer Kenntnisse für die Untersuchung literaturanthropologischer und gattungs-/diskurstragender Merkmale (vers-)epischer Texte. Das Seminar ist mit einer thematisch entsprechenden Hausarbeit im Umfang von ca. 10 Seiten abzuschließen. Die Lektüre zu den Seminarsitzungen wird in der ersten Sitzung zur Einführung bekannt gegeben. Einige der Primärtexte sind leider auf eigene Kosten anzuschaffen.
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