HS: Humanisierung des Krieges? (Di., 4. DS)
Neuere und Neueste Geschichte/Zeitgeschichte/Technik- und Wirtschaftsgeschichte
Prof. Dr. Gisela Hürlimann
HS: Humanisierung des Krieges? Kriegstechnologie, Völkerrecht und Zivilgesellschaft
Ort: ZEU|148|U, Zeit: Dienstag, 4. DS (13:00 – 14:30 Uhr)
Start am Dienstag 22. Oktober!
Vorbereitungslektüre: siehe Ordner im Semesterablaufplan
Kriege sind auch den wohlstands- und friedensverwöhnten West- und Mitteleuropäer:innen im 21. Jahrhundert so präsent wie schon lange nicht mehr. Das liegt insbesondere am Ukrainekrieg und dem im Oktober 2023 angezettelten Krieg zwischen der Hamas in Gaza und Israel, der sich zum Nahostkrieg ausweitet. Flächenbombardierungen, Streuminen, der Verdacht auf Giftgas, der Angriff von kritischen Infrastrukturen, der Einsatz von Drohnen und Künstlicher Intelligenz, aber auch Folter und Ermordung von Kriegsgefangenen, Verbrechen an Zivilpersonen und die Kollateralschäden gezielter Tötungen werfen neu-alte Fragen nach Verantwortung, Ethik und „zivilisierter“ Kriegsführung auf. Vor allem seit dem Krimkrieg (1853-56) und dem Sardinischen Krieg (1859) mehrten sich international Initiativen, Appelle und Kongresse, die auf eine „Humanisierung“ des Kriegs abzielten. Damals neue Kriegstechnologien wie Maschinengewehre oder Sprenggeschosse vermehrten die Opferzahlen. Gleichzeitig regte sich im Kontext von Verbürgerlichung, allmählicher Demokratisierung und zwischenstaatlicher Kooperation Widerstand gegen den massenhaften Schlachtentod und das Blutvergießen an der Zivilbevölkerung – mindestens dort, wo es um den Krieg zwischen „zivilisierten“ Nationen oder innerhalb von diesen ging. Denn während sich in Europa das Rote Kreuz (gegründet 1863) rasch ausbreitete und die St. Petersburger Erklärung (1868) sowie die beiden Haager Friedenskonferenzen (1898 und 1907) bestimmte Kriegstechnologien verboten und die Kriegsführung stärker regulierten, verstießen Kolonialarmeen in ihren afrikanischen und asiatischen Einsätzen weiterhin gegen „humanitäre“ Prinzipien. Dies würde im Ersten und Zweiten Weltkrieg auch in Europa wieder der Fall sein. Gleichwohl gaben das Internationale Recht und die Genfer Konventionen den Opfern und ihren Verbündeten auch immer wieder Instrumente an die Hand, um gegen Barbarei im und durch Krieg vorzugehen.
Das Seminar nimmt die aktuellen Entwicklungen zum Anlass, um in die historischen Zusammenhänge zwischen Kriegsführung, Technologie und Recht seit dem 19. Jahrhundert zu blicken. Die Studierenden lernen ein weites Spektrum an Literatur, gedruckten Quellen und wissenschaftlichen Ansätzen kennen. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft, sich mit Texten und Bildern zu Waffen, Kriegsgewalt und Tod auseinanderzusetzen.
Angeboten für folgende Module:
Lehramt neue SO (ab WS 23/24)
PHF-SEGY-HIST-PFM | PHF-SEBS-HIST-PFM
Lehramt alte SO (bis WS 23/24)
PHF-SEMS-Hist-VE | PHF-SEGY-Hist-VM | PHF-SEBS-Hist-VM
Fachstudiengänge MA
PhF-Hist-MA-SM1 | PhF-Hist-MA-SM2 | PhF-Hist-MA-SM3 | PhF-MA-FMEW | PhF-MA-FMSW