Der Freiberger Dom - Architektur als Sprache
TU Chemnitz | Sommersemester 2014
Der Freiberger Dom - Architektur als Sprache
Der Freiberger Dom - Architektur als Sprache
Welcher Sprache bedient sich Architektur – oder ist
Architektur eine Sprache? Das sind die zentralen Fragen einer
hochschulübergreifenden Lehrkooperation zwischen dem Institut
für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden, dem Institut
für Germanistik und Kommunikation der TU Chemnitz und dem
Medienzentrum der TU Dresden. Das Projekt legt seinen Fokus auf
praxisnahes Arbeiten, wobei den Studierenden mögliche
Berufsperspektiven eröffnet werden sollen. Über
intensiviertes Sehen und präzises Sprechen erfolgen
forschungsrelevante Annäherungen an die Objekte, sodass
Grundzüge des Projektmanagements und des interdisziplinären
Arbeitens erlernt werden.
Im Rahmen des Projekts werden drei Seminare und mehrere
Exkursionen nach Freiberg angeboten. Die Arbeitsgruppen entscheiden je
nach Gegenstand, welche Veranstaltungen sie besuchen.
Für den Bereich Kunstgeschichte werden an
der TU Dresden zwei Seminare angeboten, die sich
jeweils der Architektur (Prof. Dr. Stefan Bürger/Katarzyna
Wieczorek) und den Bildwerken des Freiberger Doms widmen. Beide
Seminare knüpfen an die Prämissen der jüngsten
Forschung an, die davon ausgeht, dass sich die mittelalterliche
Kirche nur im Gebrauch und das Bild nur im Vorgang des Betrachtens
erschließt. Zentrale Aufgaben der Sakralräume und ihrer
Ausstattungen waren nämlich der Vollzug der Liturgie,
sakramentale Handlungen sowie die Andacht. Daher bietet es sich an,
den Kirchenraum samt seiner baugebundenen Bildwerke als eine Art
"visuellen Text" zu befragen, der Inhalte und Intentionen
auf spezifische Weise in Form übersetzt.
Im Rahmen der Seminare soll von den Studenten untersucht werden,
inwieweit der Kirchenraum Rahmen und Wirkungsraum für die
Ausstattungsgegenstände, aber auch für die sich darin
vollziehenden Handlungen, möglicherweise sogar für
Personen war. Über den Rahmen üblicher Analysen hinaus
wird aber der Raum nicht nur als "Behälter" seiner
Funktionen gesehen, sondern untersucht, welche Formaspekte die
Wahrnehmungen und Bewegungen der Betrachter beeinflussen und so im
Sinne einer Sprache bestimmte Narrative und Bedeutungen selbst erzeugen.
Das germanistische Seminar findet an der TU
Chemnitz statt (PD Dr. Gesine Schochow-Mierke/Sebastian
Schwarz) und widmet sich vor allem dem Zusammenhang zwischen
architektonischen Formen und sprachlichem Ausdruck sowie der
erzählenden Dimension von Architektur allgemein.
Grundsätzlich soll nach der Übertragbarkeit von Sprachformen
(Figuren und Tropen), Erzählmustern und -strukturen auf
architektonische Zusammenhänge gefragt werden. Darüber
hinaus sollen liturgische (Predigten) und paraliturgischen Texte
(Geistliche Spiele), die im Kirchenraum zu verorten sind,
Gegenstände des Seminars sein und auf ihre Performativität
und Wirkabsicht hin befragt werden. Zudem werden Grundlagen der
Erzähl- und Literaturtheorie fokussiert, um auf dieser Basis,
die Formensprache der Architektur des Freiberger Doms zu beschreiben
und die "Erzählungen" der Bildwerke in den Blick zu nehmen.
Ziel des gesamten Projekts ist die gemeinsame
Erarbeitung und Präsentation von wissenschaftlichen Ergebnissen
in Teamarbeit. Die Studenten fungieren als Mentoren ihres Fachs
für die weiteren Teammitglieder aus Dresden und Chemnitz. In
einer kritischen Reflexion am Ende soll sowohl ein Leitfaden für
den interdisziplinären Austausch (als didaktisches Instrument
für Seminare) als auch eine 3D-Visualisierung der
Forschungsergebnisse (als didaktisches Mittel zur Visualisierung der
Forschungsergebnisse für Dombesucher) vorliegen.
Um die erforderlichen digitalen Kompetenzen zu
erwerben, bietet das Medienzentrum der TU Dresden ein Seminar zum
Thema "Digitale Bildtechniken als Forschungswerkzeuge" an.
Diese Veranstaltung richtet sich an Studierende aller Fachbereiche
und soll eine Übersicht zu Werkzeugen, Arbeitstechniken und
Forschungsmehrwerten der 3D-Modellierung, Architekturfotografie,
Photogrammetrie sowie der Simulation und Netzwerkanalyse vermitteln.
Diese Kenntnisse und Fertigkeiten werden im Rahmen des
interdisziplinären Forschungsprojekts zur Erstellung eines
virtuellen Architekturführers des Freiberger Doms praktisch
vertieft und angewandt. Zur Kursteilnahme sind keine Vorkenntnisse erforderlich.
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