V: Deutsche (Staaten) und das östliche Europa. Verflechtung, Migration und Imperialismus 1772-1945
V: Deutsche (Staaten) und das östliche Europa. Verflechtung, Migration und Imperialismus 1772-1945
Die Vorlesung liefert einen chronologischen Überblick über zentrale Ereignisse und Entwicklungen in den Beziehungen von Deutschen und deutschen Staaten zum östlichen Europa und seinen Bewohnern. Ausgehend von der „Erfindung Osteuropas“ im 18. Jahrhundert werden wirkmächtige Vorstellungen und Diskurse über das östliche Europa und ihre Wechselwirkung mit politischem Handeln diskutiert. Es wird ein weiter Bogen von den Teilungen Polen-Litauens bis zu Flucht und Vertreibung von Deutschen aus dem östlichen Europa nach 1945 geschlagen. Dieser soll eine neue Perspektive auf zentrale Tendenzen und Probleme von deutschem Imperialismus und Nationalismus in Auseinandersetzung mit seinen östlichen Nachbarn und mit der Präsenz von deutschsprachigen Bewohnern des östlichen Europa liefern. Ausführlicher vorgestellt werden u.a. der Einfluss aufklärerischer Ideen auf die Herrschaft im geteilten Polen-Litauen, die Revolutionen von 1848 und moderner Nationalismus , das Verhältnis von Judentum und deutscher Sprache, die Rolle deutschsprachiger Eliten in den Vielvölkerreichen und in ihren Nachfolgestaaten vor und nach 1918, die Auswirkungen von Besatzung und Bevölkerungspolitik im Ersten und Zweiten Weltkrieg auf die lokalen Bevölkerungsgruppen und ihr Zusammenhang mit dem „Generalplan Ost“ sowie Flucht undVertreibung von Deutschen nach 1944. Anschließend an aktuelle Debatten der Forschung wird diskutiert, in wie weit diese Beziehungsgeschichte einschließlich des deutschen Vernichtungskrieges und der vor Ort verbrochenen Genozide als Kolonialgeschichte verstanden werden kann.