Fassaden, talk und Vorderbühnen: Darstellungs- und Symbolisierungserfordernisse in Organisationen

Dr. Rolf Nichelmann
Mo., 16:40–18:10 (6. Doppelstunde)
Raum: FAL 235
Beginn: 14.10.2024
Einschreibung ab 30.09.2024, 9:00 Uhr

Inhalt, Kommentar

Organisationen sind nach gängigem Dafürhalten zielgerichtete und regelgeleitete Gebilde. Um jedoch die tatsächlichen Verhältnisse begreifen zu können, die in ihnen herrschen, muss man auch die Abweichungen von den offiziellen Vorgaben und dem Idealbild einer „ordentlichen Organisation“ in den Blick nehmen. In den Sozialwissenschaften spielen dabei vor allen Dingen zwei Unterscheidungen eine Rolle: Einerseits stellt man neben die formalen Erwartungen, die in einer Organisation gelten, die informalen Erwartungen, die sich teils naturwüchsig, teils in Reaktion auf Schwächen der Formalstruktur herausbilden; auf der anderen Seite – und hier wird der Fokus des Seminars liegen – unterscheidet man aber auch zwischen der Herstellung von organisationalen Entscheidungen und deren Darstellung. Angesprochen ist damit die Tatsache, dass viele Organisationen ihre Energie nicht allein auf die Verfolgung ihrer Zwecke richten können, sondern sich auch in einer bestimmten Weise präsentieren müssen – und beides nicht immer bruchlos zusammengeht. Wir werden uns im Seminar aus unterschiedlichen (organisations-)theoretischen Perspektiven und anhand von Fallstudien mit Formen, Folgen und Funktionen der Selbstdarstellung und „Fassadenarbeit“ von Organisationen auseinandersetzen.

Teilnahmevoraussetzungen

Organisationssoziologische Grundkenntnisse oder die Bereitschaft, sich diese Kenntnisse anzueignen;
Interesse an organisationstheoretischen Fragestellungen.

Hinweise zu den Leistungsanforderungen

Prüfungsvorleistung

Erstens müssen Sie zu dreien der Texte, die wir im Seminar behandeln, jeweils ein sog. Memo (eine Art Kurzusammenfassung) schreiben. Zweitens ist bis zum Ende der Vorlesungszeit eine Kurzrezension eines organisationssoziologischen Papers zu verfassen.

Die Anforderungen an die Prüfungsvorleistung werden in der ersten Seminarsitzung spezifiziert.

Seminararbeit

Diejenigen, die eine Hausarbeit schreiben möchten, können das Seminar nutzen, um ihre Überlegungen zur Diskussion zu stellen und so eine bearbeitbare Fragestellung zu entwickeln.

Literaturangaben

Brunsson, Nils (2003): Organized Hypocrisy, in: Czarniawska, Barbara/Sevon, Guje (Hrsg.): The Northern Lights. Organization Theory in Scandinavia, Abingdon: Marston, 201-222.
Luhmann, Niklas (1964): Darstellung des Systems für Nichtmitglieder, in: ders.: Funktionen und Folgen formaler Organisationen, Berlin: Duncker & Humblot, Kap. 8.