LK: Sexualität, Geschlechtsidentität und Partnerschaft in der Antike

Titelbild des Kurses
TU Dresden | Wintersemester 2023 / 2024 LK: Sexualität, Geschlechtsidentität und Partnerschaft in der Antike

Vormoderne / Alte Geschichte

Dr. Jean Coert

Lektürekurs: Sexualität, Geschlechtsidentität und Partnerschaft in der Antike

Ort: BZW/A154/U, Zeit: Montag, 2. DS (09:20–10:50 Uhr)

( https://navigator.tu-dresden.de/etplan/bzw/01/raum/336301.0060 )

Die alten Griechen sollen sich angeblich hemmungslos an Kindern vergriffen haben, römische Caesaren, wie Caligula und Nero, sollen bei der Stillung ihrer sexuellen Gelüste nicht einmal halt vor ihren eigenen Familien gemacht haben und die antike Stadt Pompeii sei ein unerhörter Sündenpfuhl, ein Zentrum der Prostitution und pornographischer Darstellungen gewesen. Derlei Narrative über antike Sexualität tauchen immer wieder in populärwissenschaftlichen Medien auf und buhlen – nicht selten erfolgreich – mit diesen Skandalen um unsere Aufmerksamkeit. Auch wenn diese Zuschreibungen richtig andeuten, dass das Liebesleben und die Geschlechtervorstellungen im vormodernen Mediterraneum noch andere Konturen als in der heutigen Zeit besaßen, so stellen sie die rekonstruierbare Historie meist verzerrt, unkritisch, unterkomplex sowie effekthascherisch dar.

Der Ansatz des Seminars wendet sich bewusst gegen solche Annäherungen an den amourösen sowie erotischen Alltag der alten Welt. Durch die analytische Auswertung von vornehmlich literarischen sowie epigraphischen und archäologischen Quellen werden in diesem Kurs Formen von Sexualität, Liebe, Partnerschaft und Geschlechtsidentität in der Antike rekonstruiert und damit verbundene gesellschaftliche, politische, medizinische und philosophische Diskurse untersucht, welche diesen Zeitraum geprägt haben. Ziel des Kurses ist es somit nicht nur einen Überblick über die gelisteten Untersuchungsgegenstände vom archaischen Griechenland bis zum spätantiken Rom zu geben, sondern vor allem auch altertumswissenschaftliche Methoden aus der Geschlechtergeschichte einzuüben sowie für Problemstellungen der aktuellen Forschung zu sensibilisieren und folglich Forschungspotentiale zu erschließen. Zudem wird der breitgefächerte Zugang zu den Konzepten und Praktiken von Sexualität, Partnerschaft und Geschlecht es ermöglichen, Verbindungen zu den heutigen Vorstellungen über diese Phänomene zu ziehen, welche durch die antike Literatur und Lebenswelt stark beeinflusst wurden und nach wie vor werden.

 

Einführende Literatur

Cantarella, Eva: Bisexuality in the Ancient World. New Haven 1992.

Dover, Kenneth J.: Greek Homosexuality. New York 1978.

Krenkel, Werner (Hrsg.): Naturalia non Turpia. Sex and Gender in Ancient Greece and Rome. Hildesheim 2006.

Johnson, Marguerite (Hrsg.): Sexuality in Greek and Roman Society and Literature. A Sourcebook. London 2022.

Winkler, John: Der gefesselte Eros: Sexualität und Geschlechterverhältnis im antiken Griechenland. Marburg 1994.

Verwendung

PhF-Hist-MA-SM1 | M0603-M1021

PHF-SEMS-Hist-VE

PHF-SEGY-Hist-VV

PHF-SEBS-Hist-VV

PhF-AK3 (Quellen und Quellenarten)

PhF-AK5 (Identität und Differenz)

PhF-AK6 (Tradition und Innovation)

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